Montag, 27. Januar 2020

The Knight of Shadows: Betweeen Yin and Yang (2019)

Regie: Yan Jia (als Vash) · Drehbuch: Liu Boham · Musik: Zhai Jinyan, Zhao Zhao · Kamera: Choi Yeong-hwan · Schnitt: Wong Hoi.

Der Jackie-Fanclub ist nicht amüsiert. »The most lousy Jackie Chan movie«, »incredibly horrible«, »cannot see any positive aspect«, heißt es in den Bewertungen auf IMDb. Ich weiß nicht, woran es liegt. Vielleicht gibt es immer noch Leute, die auf die drölfzigste Buddy-Cop-Komödie mit Jackie Chan warten? Der schlechteste Film, den er je gemacht hat (und er hat in seiner langen Karriere ja nicht wenig Zelluloidmüll fabriziert), ist The Knight of Shadows wirklich nicht. Würde ich den Film empfehlen? Das allerdings auch nicht.

Da die Dämonen es auf der Erde allzu arg treiben, sendet der Himmel den unsterblichen Gelehrten Pu Songling (Jackie Chan), der mit seinem Yin-und-Yang-Pinsel die Dämonen in ein Buch zu bannen vermag. Da Meister Pu ein vergleichsweise sanftmütiger Dämonenjäger ist, hat er nichts dagegen, sich mit gutartigen Wesen aus der Geisterwelt anzufreunden. Gleich vier knuddelige, hochgradig alberne CGI-Dämonen fungieren als seine Sidekicks auf der Jagd nach gefährlicheren Wesen.

Pu Songling ist eine historische Person. Der Schriftsteller der Qing-Dynastie veröffentlichte die wohl bekannteste Sammlung chinesischer Erzählungen des Übernatürlichen, die Seltsamen Geschichten aus dem Liao-Studierzimmer. Martin Buber übersetzte eine Auswahl dieser Geschichten ins Deutsche, und Jorge Luis Borges nahm einige von ihnen in seine Bibliothek von Babel auf. Dem Wuxia-Kino haben die Seltsamen Geschichten immer wieder zur Inspiration gedient: Filme wie Ein Hauch von Zen, A Chinese Ghost Story und Painted Skin beruhen auf Stoffen, die sich in Pu Songlings Sammlung finden.

Die Idee ist also, dass Pu Songling nicht nur übernatürliche Geschichten für sein Buch sammelt, sondern tatsächlich übernatürlichen Wesen begegnet und sie in sein Buch bannt (wo sie gewissermaßen zu Geschichten werden). Die Haupthandlung des Films besteht folgerichtig darin, wie eine dieser Geschichten entsteht, und zwar Pu Songlings bekannteste überhaupt: die vom schönen Gespenstermädchen Nie Xiaoqian, das in einem verlassenen Tempel in der Stadt Jinhua spukt. Die Geschichte, auf der schon der frühe Shaw-Brothers-Streifen The Enchanting Shadow sowie A Chinese Ghost Story (samt Remake) basieren.

Dass es sich um die erneute Verfilmung eines klassischen Stoffs handelt, ist nicht das Problem von The Knight of Shadows. Beliebte Geschichten immer wieder neu umzusetzen, gehört zum chinesischen Kino dazu (im Westen wundert sich ja auch niemand, wenn Grimmsche Märchen eine Vielzahl an Verfilmungen erfahren). Das Problem ist, dass der Film es nicht schafft, die Geschichte von Nie Xiaoqian (Elane Zhong) und ihrem sterblichen Geliebten Ning Caichen (Ethan Juan) auf gescheite Weise zu erzählen. The Knight of Shadows versucht, dem Stoff einen revisionistischen Twist zu verleihen, ohne sich allerdings die nötige Zeit dafür zu lassen, das erzählerisch vorzubereiten.

Denn da ist der gute Jackie davor. Der blüht sichtlich auf in seiner Rolle als pinselschwingender Geisterjäger. Die clowneske Seite seines Talents kommt gut zum Tragen, lässt aber leider nicht viel Raum für weiteres. Besser wäre es gewesen, sich weniger komplexes Quellenmaterial aus dem Fundus des Liao-Studierzimmers auszusuchen. Nie Xiaoqians Geschichte wird The Knight of Shadows einfach nicht gerecht. Weniger (d.h. einfach nur ein geradliniger Flick mit Jackie Chan als knuffigem Dämonenjäger) wäre hier mehr gewesen.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.