Mittwoch, 22. Januar 2020

Flying Guillotine 2 (1978)

Alternativtitel: Palace Carnage · Deutscher Titel: Die fliegende Guillotine 2 · Regie: Hua Shan, Cheng Kang · Drehbuch: Cheng Kang, I Kuang, Lee Wing-cheung · Musik: Chen Yung-yu · Kamera: Cheung Tak-wai · Schnitt: Chiang Hsing-lung, Henry Cheung.

Flying Guillotine 2 ist die offizielle Fortsetzung von The Flying Guillotine (1975) aus der Produktion der Shaw Brothers. Nachdem andere Studios sich an die Idee mit der kuriosen Waffe dranhängten und Master of the Flying Guillotine (1976) und The Fatal Flying Guillotine (1977) auf den Markt warfen, warteten die Shaw Brothers 1978 endlich mit einem echten Sequel auf. Damit kamen sie allerdings zu spät, denn Master of the Flying Guillotine, der erste der beiden Mockbuster, übertrifft die Bekanntheit des ursprünglichen Films heute bei weitem.

Ma Teng (Ti Lung), der im ersten Film der fliegenden Guillotine entkam, ist ob dieser Tat zum Helden der Opposition gegen den Yongzheng-Kaiser (Ku Feng) geworden. Doch Ma Teng befindet sich ständig auf der Flucht vor den kaiserlichen Häschern.

Besorgt, dass Ma Tengs Überleben Schule machen könnte, lässt der Kaiser einen tibetischen Lama (Ching Miao) kommen, der die fliegende Guillotine zur fliegenden Doppelguillotine weiterentwickelt. Die wartet mit einem zweiten Köpf-Mechanismus auf, der zum Einsatz kommt, wenn man dem ersten erfolgreich ausgewichen ist.

Um dem Treiben Einhalt zu gebieten, hat sich eine kleine Gruppe von Schwertkämpfer_innen zusammen gefunden. Die Schwierigkeit besteht darin, Zugang zum Palast zu erhalten. Nach zwei gescheiterten Attentatsversuchen tut sich eine Möglichkeit auf, an den Kaiser heranzukommen. Die heimliche Anführerin der Oppositionsgruppe ist nämlich Na Lan (Shih Szu), die Tochter des Kriegsministers. Da noch niemand den Umgang mit der neuen, verbesserten Guillotine des Lamas beherrscht, meldet Na Lan sich freiwillig, eine aus Frauen bestehende Guillotinen-Einheit aufzustellen. Die soll vor den Augen des Kaisers trainieren, nur um dann gegen ihn zum Einsatz zu kommen. Doch mit ihrem Doppelspiel bringt Na Lan ihren Vater, den Minister, in höchste Gefahr ...

Für die Fortsetzung wurde der Cast ausgetauscht. Der Yongzheng-Kaiser wird hier von Ku Feng gespielt, der im ersten Film noch den Erfinder der fliegenden Guillotine gab. Das schwächt den Film ziemlich, denn während Yongzheng in The Flying Guillotine als eiskalt kalkulierender, machtbewusster Herrscher gezeichnet wurde, ist Ku Fengs Darstellung reichlich over the top (was natürlich nicht nur am Schauspieler, sondern auch an den Vorgaben von Regie und Script liegt). Der Kaiser erscheint hier als mandschurischer Barbar, der aus reinem Vergnügen seine Han-Untertanen quält, aus keinem anderen Grund als dem, dass sie Han sind.

Auch Ma Teng bekommt mit Ti Lung einen neuen Darsteller, der seine Aufgabe wiederum recht brav erfüllt. Liu Wu-chi, die im ersten Teil Ma Tengs Gefährtin Yu Ping spielte, ist leider nicht mehr mit von der Partie. (In der Tat verschwand Liu just während der Dreharbeiten an Flying Guillotine 2 auf mysteriöse Weise und bleibt bis heute vermisst.)

Im Mittelpunkt des Films steht ganz klar Shih Szus Rolle als Tochter des Ministers und heimliche Verschwörerin gegen den Kaiser. Der Charakter der Na Lan wäre gelungen, wenn man ihm ausreichend Raum gelassen hätte. Junge Frauen mit doppelter Identität – höhere Töchter bei Tag und furchtlose Schwertkämpferinnen bei Nacht – sind schließlich eine typische Wuxia-Figur, die immer wieder zu faszinieren weiß, von Come Drink with Me bis Tiger and Dragon.

Leider widmet Flying Guillotine 2 den Figuren und der zwischen ihnen herrschenden Dynamik ziemlich wenig Aufmerksamkeit. Auf langwierige Weise wird dagegen die Planung und Durchführung der verschiedenen Attentate sowie die Bastelei an der Doppelguillotine abgehandelt. Zwischendurch geht es immer wieder um Ma Tengs Flucht, und natürlich ist von Anfang an klar, dass der Held des ersten Films und die gegen den Kaiser verschworene Gruppe irgendwann aufeinander treffen. Das allein ist aber viel zu wenig, um den Film zu tragen.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.