Donnerstag, 25. Februar 2021

El buque maldito (1974)

Deutscher Titel: Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen · Regie: Amando de Ossorio · Drehbuch: Amando de Ossorio · Musik: Antón García Abril · Kamera: Raúl Artigot · Schnitt: Petra de Nieva · Produktion: Belén Films.
 
CN: Vergewaltigung.

Model-Agentin Lillian (Maria Perschy) leiht zwei ihrer Modelle an den Werbefuzzi Howard Tucker (Jack Taylor) aus. Der hat sich eine gewagte Aktion ausgedacht, die als Werbung für ein neues Motorboot dienen soll: Die beiden Models Katja (Blanca Estrada) und Lorena (Margarita Merino) werden in dem Boot auf hoher See ausgesetzt, sollen einen Schiffbruch simulieren und sich medienwirksam ›retten‹ lassen. (Warum ausgerechnet ein Schiffbruch Werbung für das betroffene Boot sein soll, bleibt Tuckers Geheimnis.) Katjas Mitbewohnerin Noemi (Bárbara Rey) hält die Aktion für gefährlich und droht, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Tucker lässt sie deshalb von Sergio (Manuel de Blas), seinem Mann fürs Grobe, kurzerhand entführen. Noemi wird von Sergio vergewaltigt.

Draußen auf dem Meer geraten Katja und Lorena in einen dichten Nebel. Ihr Boot kollidiert mit einem jahrhundertealten Segelschiff, das scheinbar verlassen dahintreibt. Der Funkkontakt zum Festland bricht ab. Lillian und Tucker fragen Professor Gruber (Carlos Lemos) um Rat, der ihnen von früheren Sichtungen des mysteriösen Schiffs im Nebel erzählt.

Katja und Lorena stoßen indessen tief im Innern des Schiffs auf Särge, denen untote Templer entsteigen. Die dürstet es natürlich nach Blut ...

Lillian, Tucker, Sergio, Noemi und Gruber brechen mit einer Jacht auf, um die beiden Schiffbrüchigen zu suchen. Unterwegs überlegen Lillian und Tucker bereits, wie sie die Angelegenheit vertuschen können, falls Katja und Lorena nicht überlebt haben sollten. Sergio wiederum ist begierig darauf, an Bord des alten Schiffs Schätze zu finden. 

Der dritte Teil der Filmreihe um die untoten, geblendeten Tempelritter geht leider die morbide Faszination, die die ersten beiden Filme ausstrahlen, völlig ab. Die Enttäuschung fängt mit der hirnrissigen handlungsauslösenden Idee der fingierten Seenot an. Sie gipfelt darin, dass gleich drei der Figuren (Lillian, Tucker und Sergio) ausgemachte Arschlöcher sind. Warum sollte man mit solchen mitfiebern, während sie den bluttrinkenden Rittern zu entkommen versuchen?
 
Hinzu kommt, dass Regisseur de Ossorios Dauerproblem, die Unterfinanzierung seiner Filme, in El buque maldito besonders zu Buche schlägt. In einer klimaktischen Szene versinkt das Spukschiff brennend im Meer. Aber zur Umsetzung dieser Szene gönnte das Studio dem Regisseur nur ein winziges Modellschiffchen, das in einem Wassertank vor sich hin kokelt.

Auch für historische Flashbacks, wie sie in den ersten beiden Filmen zu sehen sind, hat es offenbar nicht gereicht. Das Schiff wird ausdrücklich mit dem Fliegenden Holländer identifiziert. Da wäre es ja durchaus interessant gewesen, zu erfahren, wie die Tempelritter an den Holländer kamen. Leider Fehlanzeige.

Auch nicht schön: Die wackelige Kameraarbeit. Amando de Ossorio hätte seine blinden Untoten nach La noche del terror ciego und El ataque de los muertos sin ojos besser mal in ihren Gräbern ruhen lassen sollen.

Donnerstag, 11. Februar 2021

The Devil Bat (1940)

Alternativtitel: Killer Bats · Regie: Jean Yarborough · Drehbuch: John Thomas Neville · Musik: David Chudnow · Kamera: Arthur Martinelli · Schnitt: Holbrook N. Todd · Produktion: PRC.

Kosmetik-Mogul Martin Heath (Edward Mortimer) und sein Partner Henry Morton (Guy Usher) haben mit den Kreationen des Chemikers Dr. Paul Carruthers (Bela Lugosi) ein Vermögen gemacht. Carruthers hingegen wurde mit lumpigen 10.000 Dollar abgespeist.

Carruthers tut in dieser Situation das, was wir wohl alle tun würden. Er stimuliert die Hormondrüsen einer Fledermaus mit Stromstößen, bis das Tier auf eine furchteinflößende Größe herangewachsen ist. Zugleich entwickelt er ein neues Aftershave, das eine geheime Zutat enthält: eine Substanz aus Tibet, die bei Fledermäusen einen Angriffsimpuls auslöst.

Unter dem Vorwand, sein neues Produkt testen zu wollen, verteilt Carruthers Gratisproben des Aftershaves an Heaths Söhne Tommy (Alan Baldwin) und Roy (John Ellis) sowie an Mortons Sohn Don (Gene O’Donnell). Allen dreien schlägt die Riesenfledermaus unverzüglich die Fangzähne in den Hals, nachdem sie sich diesen mit dem Aftershave eingerieben haben. Und natürlich hofft Carruthers, seine alten Partner Heath und Morton auf die gleiche Weise zu erwischen ...

The Devil Bat ist eines jener B-Movies, bei denen man sich sehnlich wünscht, der Schurke möge am Ende den Sieg davontragen. Es ist einfach zu schön anzusehen, wie Lugosi seine überdimensionierte Fledermaus auf die selbstgefälligen Geschäftsmänner und ihre geschniegelte Brut ansetzt. Aber natürlich wäre das nach damaligen Hollywood-Gesetzen ganz und gar unmöglich. Gut und Böse mussten klar getrennt sein und am Ende der Bösewicht zur Strecke gebracht werden.

Dabei lässt The Devil Bat sich geradezu als Parabel auf Lugosis Hollywood-Karriere ansehen. Trotz seiner ikonischen Rolle als Dracula wurde Lugosi von den Universal-Bossen immer wieder auf seinen Platz verwiesen. Das Studio sah nämlich Boris Karloff als seinen eigentlichen Horror-Star an. Selbst bei Filmen wie The Black Cat (1934), in dem Lugosis Rolle ebenso wichtig ist wie Karloffs, wurde stets Karloff als Hauptdarsteller präsentiert. Mit der Zeit relegierte man Lugosi sogar auf Nebenrollen, in denen er mitunter nicht einmal Dialogzeilen hatte.

Woran auch immer es lag – ob es Vorurteile wegen Lugosis ausländischer Herkunft waren oder seine zunehmende Abhängigkeit von Opiaten –, die Chefetage von Universal verhielt sich höchst unfair gegenüber Lugosi. Nichts zeigt das deutlicher als die Tatsache, dass das Studio sich weigerte, ihm nach Tod Brownings Dracula (1931) weiterhin seine Paraderolle zu überlassen. In den ersten Fortsetzungen zu Brownings Film tauchte Dracula als Person gar nicht auf. Später, in Universals infamer Trilogie von »monster rally«-Filmen, erhielt John Carradine die Rolle. Nur in der Komödie Abbott and Costello Meet Frankenstein (1948) durfte Lugosi noch einmal den Grafen geben.

Die Konsequenz war, dass Lugosi schon aus Geldnot Rollen in Produktionen der abschätzig so genannten »poverty row«-Studios wie Monogram und PRC annehmen musste. Die hatten sich darauf spezialisiert, Genre-Flicks im Akkord zu drehen, natürlich ohne die vergleichsweise üppigen Budgets, die bei Universal oder RKO üblich waren.

Nicht immer zeitigte die Zusammenarbeit zwischen Lugosi und den Filmschmieden der »poverty row« ein so glückliches Ergebnis wie hier. Die Rolle des Dr. Carruthers ist Lugosi auf den Leib geschrieben, und Lugosi trägt den Film. Es gibt auch, wie gesagt werden muss, nicht viel, was den Film sonst tragen könnte. Das Drehbuch strotzt vor plot holes. In der Nacht spielende Szenen mit der Fledermaus wurden sichtlich bei Tageslicht aufgenommen.

Bemerkenswerterweise macht The Devil Bat sich auch noch lustig über die naiven Spezialeffekte, die seit jeher in B-Movies verwendet werden. In einer Nebenhandlung versucht der Pressefotograf One-Shot McGuire (Donald Kerr) erfolglos, die Riesenfledermaus vor die Linse zu bekommen. Schließlich bestellt er sich beim Tierpräparator eine Fledermaus-Atrappe aus Filz, hängt sie an einem Draht auf und schießt das gewünschte Foto. Den Draht retuschiert er sorgfältig weg – nur um festzustellen, dass das fertige Bild einen am Filz angebrachten »Made in Japan«-Aufnäher zeigt.

The Devil Bat war PRCs erster Horrorfilm und so erfolgreich, dass das Studio nicht nur zahlreiche weitere folgen ließ, sondern den Streifen 1945 gleich noch mal im Kino laufen ließ. 1946 folgte dann die Fortsetzung Devil Bat’s Daughter, allerdings ohne Lugosi.

Ich weiß nicht, ob Lugosi über seine Rolle hinaus in die Entstehung des Films eingebunden war. Angesichts der Eile, in der Streifen dieser Art produziert wurden, ist das wohl eher unwahrscheinlich. Deshalb darf man sich The Devil Bat nicht unbedingt als bewussten Kommentar zu Lugosis Enttäuschung über Universal vorstellen. Aber in der »poverty row« arbeitete wahrscheinlich eine ganze Anzahl von Leuten, die ebenfalls Erfahrungen mit dem Snobismus gemacht hatten, der in den gediegeneren Häusern Hollywoods vorherrscht. Lugosi sieht jedenfalls so aus, als habe er einiges Vergnügen an dieser Rolle gehabt.

Der VAMPYR: Dr. Paul Carruthers.

Mittwoch, 3. Februar 2021

Drácula contra Frankenstein (1972)

Deutscher Titel: Die Nacht der offenen Särge · Regie: Jess Franco · Drehbuch: Paul d’Ales, Jess Franco · Musik: Bruno Nicolai · Kamera: José Climent · Schnitt: María Soriano · Produktion: Fénix Films.

Kaum machte Paul Naschy mit seinen am alten Universal-Grusel orientierten Filmen von sich reden, dachte Jess Franco sich: Das kann ich auch. Und wieder einmal bekam das Kinopublikum die geballte Macht des Kamerazooms zu spüren. Gedreht wurde in Portugal. 

Graf Dracula (Howard Vernon) wird von Dr. Seward (Alberto Dalbés) gepfählt. Doch der Doc hat nicht mit seinem Kollegen Dr. Frankenstein (Dennis Price) gerechnet. Der erweckt den Grafen wieder zum Leben, und der untote Untote muss ihm als henchman dienen.

Frankenstein lässt sich in Draculas Schloss häuslich nieder. Seinen buckligen Diener Morpho (Luis Balboo) und seine berühmte Kreatur (Fernando Bilbao) hat er ebenfalls dabei. Mit Draculas Hilfe will er ein »Heer von Vampiren« erschaffen, um sich die Welt zu unterwerfen.

Zum Glück für Dr. Seward ist da noch die Roma-Wahrsagerin Amira (Geneviève Robert). Die prophezeit, dass dem Doc bei seinem Endkampf gegen Frankenstein, Dracula und die Kreatur ein leibhaftiger Werwolf (Brandy) beistehen wird. Wenn das nichts ist!

Drácula contra Frankenstein hat nichts mit Francos Film Count Dracula von 1970 zu tun. Dieser orientierte sich an der Romanvorlage, jener ist eindeutig eine Imitation von Streifen wie Los monstruos del terror. Und, na ja, es ist ein Jess-Franco-Film. Ob man für die ein morbides Interesse empfindet oder sie einfach Fassungslosigkeit auslösen, ist letztlich Geschmackssache. (Bei mir hält sich beides in etwa die Waage.)

Den ersten Platz verdient hat Drácula contra Frankenstein, was die bizarren Fledermaus-Effekte angeht. Hier klatschen die Gummifledermäuse gegen Fensterscheiben und zucken an Drähten umher, was das Zeug hält. Den Höhepunkt bildet jedoch die Szene, in der Seward den Grafen in seinem Sarg pfählt. Da soll dargestellt werden, dass Dracula sich im Augenblick seines Todes in eine Fledermaus verwandelt: Es gibt einen Schnitt, und von oben erscheint eine Hand im Bild, die die Fledermaus in den leeren Sarg fallen lässt! Leider kamen in einigen Szenen auch echte Fledermäuse zum Einsatz, verbunden mit abstoßender Tierquälerei.

Beinahe ebenso speziell ist die deutsche Synchronisation des Films. Für sie wurde Graf Dracula in »Graf Satana« und Dr. Frankenstein in »Dr. Exorcio« umbenannt. Eine Stimme aus dem Off behauptet steif und fest, der Graf sei mit einem Silbernagel gepfählt worden, wo im Bild doch eindeutig ein Holzpflock zu sehen ist. Den treibt Seward dem Vampir übrigens mit Hilfe eines Reflexhämmerchens aus seiner Arzttasche durch den Brustkorb. Auch eine Leistung.

Der VAMPYR: Graf Dracula / Graf Satana.

Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.