Dienstag, 7. Januar 2020

The Thousand Faces of Dunjia (2017)

Regie: Yuen Woo-ping · Drehbuch: Tsui Hark · Kamera: Choi Sung-fai.

Der Wuyi-Klan existiert seit der Zeit des Ersten Kaisers. Seine Aufgabe? Die Menschheit vor Aliens zu schützen, die im Verborgenen unter uns weilen. Die leben meistens friedlich in Menschengestalt irgendwo, wo niemand etwas von ihrer wahren Identität ahnt. Doch hin und wieder gibt es Aliens, die es einfach nicht lassen können mit dem Versuch, die Erde ihrer Herrschaft zu unterwerfen. Wie man sieht, sind die Wuyi die Men in Black des alten China. Sie verfügen sogar über ein magisches Mittel, mit dem sie das Gedächtnis von Menschen löschen können, die unheimliche Begegnungen der dritten Art hatten.

Zwei mächtige feindselige Aliens, Rotes Auge und Weißer Tiger, schließen sich zusammen, um den Weltenzerstörer, eine uralte Waffe, in ihre Klauen bzw. Tentakeln zu bekommen. Großer Bruder von den Wuyi (Taike-Rockmusiker Wu Bai) reist nach Luoyang, um vor ihnen seine Hände auf den Weltenzerstörer zu legen. Er ruft die Oberhäupter von fünf weiteren Kampfkunst-Klans zusammen. Die müssen ihre Macht vereinen, um den magischen Behälter der Waffe öffnen zu können. Doch Großer Bruder ahnt nicht, dass eines der fünf Oberhäupter Rotes Auge in Menschengestalt ist ...

Getarnt als blinder Medizinstudent begibt sich Zhuge von den Wuyi (Da Peng) in das Shingji-Sanatorium. Seine hellseherischen Kräfte haben ihm verraten, dass sich unter den »unheilbaren Fällen« des Sanatoriums das Mädchen Kreis (Zhou Dongyung) befinden soll, das zur neuen Anführerin der Wuyi auserkoren ist. Zu Zhuges Überraschung stellt sich heraus, dass Kreis, die unter Gedächtnisverlust leidet, selbst ein Alien ist.

Als frischgebackener Wachtmeister tritt Dao (Aarif Rahman) seinen Dienst bei der Polizei von Kaifeng an. Gleich sein erster Ermittlungseinsatz konfrontiert ihn mit einem amoklaufenden Außerirdischen. Bei der Verfolgung des Aliens kommt es zu einer widerwilligen Zusammenarbeit mit Libelle von den Wuyi (Ni Ni). Als Dao bei einem weiteren Kampf mit einem Alien, und zwar mit Weißer Tiger persönlich, schwer verwundet wird, muss die toughe und sarkastische Libelle ihn wohl oder übel in ihre Obhut nehmen.

Der Plot von Yuen Woo-pings Film ist selbst für Wuxia-Verhältnisse außergewöhnlich verwirrend. Er springt nicht nur beständig zwischen diesen drei Handlungssträngen hin und her, das Verständnis wird auch dadurch erschwert, dass die Wuyi auf magische Weise ihr Äußeres verändern können. Diese Transformationen werden nicht immer im Bild gezeigt. Andernfalls würde man es dem Publikum ja auch allzu leicht machen.

Nicht allzu überraschend erweist The Thousand Faces sich als quietschbuntes CGI-Spektakel. Was in diesem Fall aber gar nicht so verkehrt ist. Es werden alle Möglichkeiten genutzt, um schön weird aussehende Aliens zu gestalten, die farbenprächtige Metamorphosen durchmachen.

Wobei, Aliens. Rotes Auge und Weißer Tiger erinnern von ihren Namen her verdächtig an zwei der Vier Glückbringenden Tiere der chinesischen Mythologie. Und Kreis’ Alien-Gestalt weist (zumindest in meinen Augen) Ähnlichkeit mit dem Fenghuang auf, der im Westen manchmal als chinesischer Phoenix bezeichnet wird. Mit anderen Worten: Es handelt sich eher um überirdische als um außerirdische Wesen. Tatsächlich haben sie auch keinerlei Ähnlichkeit mit Aliens, wie wir sie aus westlichen SF-Filmen kennen.

Das ist eine Stärke des Films. Das Vorbild der MiB ist zwar unverkennbar, aber es wird keineswegs versucht, einen Spoof mit halblustigen Anspielungen zu produzieren. Drehbuchautor Tsui Hark (dessen Handschrift deutlich zu erkennen ist) spielt einfach die Idee durch, wie es wohl wäre, wenn eine Geheimgesellschaft im alten China die Menschheit vor Kontakten mit unheimlichen Wesen in ihrer Mitte zu bewahren versuchte – und wie solche Wesen wohl beschaffen sein könnten.

The Thousand Faces of Dunjia kann sich ruhig mal ansehen, wer verzweigte Plots mit einer hohen Zahl an Figuren als genretypische Herausforderung begreift. Man wird auf einen sympathischen, humorvollen Film stoßen.

Keine Kommentare:

Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.