Aaaaha. Nachdem ich mittlerweile die Bücher-Ausgabe mit dem Fantasy-Special selbst in den Händen hielt, kann ich nun triumphierend mitteilen, wie Mary Gentles Legende von Ash in die Bestenliste* des Bücher-Magazins geraten ist: Dietmar Dath erwähnt den Zyklus in seinem – ebenfalls in der betreffenden Ausgabe enthaltenen – Artikel »Haben Sie was gegen Fantasy? Wie man Fantasy verteidigt – und wieso das unnötig ist«. Daths kurzes Name-dropping genügte anscheinend, um Ash und ihren SöldnerInnenhaufen einen Platz im Olymp zu sichern, zumindest im begrenzten Kosmos der Bücher-Redaktion. Nun ja. Während ich Ash jederzeit einen Platz unter den Halbgöttern und zwielichtigen Helden wünschen und zugestehen würde, ist es jedoch nicht angebracht, liebe Redaktion, sie ganz oben zu positionieren. Zu wuchernd und unausgegoren, zu sehr geprägt von halbgaren Dialogen und ungenügenden Charakterzeichnungen ist der schier unübersehbare, ebenso anziehende wie abstoßende Ideen-sprawl, den Mary Gentle da vor einigen Jahren abgeliefert hat. Ebenso ein Griff ins Klo, liebe Redaktion, ist übrigens die wiederholt angebrachte Bemerkung, Robert E. Howards cimmerischer Trademark-Held Conan werde niemals von irgendeiner Art Zweifel geplagt. Das stimmt so nicht –
Die unverhoffte Melancholie legte sich wie ein Leichentuch über die Seele des Cimmeriers und lähmte ihn mit dem erdrückenden Gefühl, alles menschliche Streben sei vergeblich und das Leben ein sinnloses Unterfangen. Sein Königreich, seien Freuden, seine Ängste, sein Streben, alle irdischen Belange kamen ihm auf einmal vor wie Staub und ein zerbrochenes Spielzeug. Sein ganzes Leben schrumpfte bis auf einen Punkt und die Lebenslinien darin verdorrten vor seinem inneren Auge. Ein taubes Gefühl war alles, was ihm blieb; er legte den Kopf in die großen Hände und stieß ein lautes Stöhnen aus.
Robert E. Howard, »Im Zeichen des Phönix«, Langfassung
– und zeugt von mangelnder Recherche. Ein ausdrückliches Lob sei an dieser Stelle jedoch Dietmar Daths Artikel** zuteil. Der enthält eine Verortung phantastischer Erzähltechniken im Gesamtzusammenhang der Literatur und präzise Definitionen der verschiedenen Genres der Phantastik. Gerade solche Definitionen, die über das einfältige »Fantasy hat Elfen und Drachen, Science Fiction hat Raumschiffe und Laserwaffen«, welches LeserInnen zur Abspeisung so häufig vorgesetzt wird, hinausgehen und klärend-kritisch wirken können, braucht es dringend in den Mainstream-Medien.
* Missratene Wichtigstenliste trifft es eigentlich besser.
** Im Bücher-Editorial etwas vollmundig als »Groß-Essay« angekündigt, hehe.
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