Conan von Marcus Nispel ist wieder mal kein Film, der sich wirklich auf Robert E. Howards Geschichten einlassen würde. Statt dessen hat Nispel, bislang eher unrühmlich durch seine für Michael Bay gedrehten Slasher-Remakes aufgefallen, mehr oder weniger ein Remake von John Milius’ Conan der Barbar geschaffen. Conans Dorf wird überfallen, die Einwohner_innen niedergemetzelt, der halbwüchsige Barbar schlägt sich fortan allein durchs Leben, wird stark, wächst heran, tanzt nach niemandes Pfeife und erhält schließlich die unverhoffte Gelegenheit zur Rache an dem Bösewicht, der für das Massaker verantwortlich ist: Was dem Arnie sein Thulsa Doom, ist dem Jason sein Khalar Zym.
Die Hauptschwierigkeit mit Nispels Film ist in meinen Augen, dass er sich nicht recht entscheiden kann, welche Geschichte erzählt werden soll: Die vom Abenteurer Conan, der durch sein Leben und das Geschick, mit dem er es gemeistert hat, dazu ausersehen ist, die Welt vor dem evil overlord zu retten. Oder die vom Rächer Conan, der alles daransetzt, den Schurken, der seine glückliche cimmerische Kindheit zerstört hat, mitsamt seinen Handlangern plattzumachen. Wurde in Milius’ Film ganz eindeutig die erste Geschichte erzählt, schwankt das Remake andauernd zwischen beiden Geschichten hin und her und hat deshalb ein sattes dramaturgisches Problem: Die erste Geschichte wird ständig durch die zweite Geschichte ausgebremst, denn schließlich will ein Handlanger nach dem anderen erst mal gefunden und besiegt werden, bevor es gegen den Oberschurken Khalar Zym geht, der sich durch fiese Magie die Welt unterwerfen will. Keine der beiden Geschichten kommt so richtig zum Zug. Der ganze Film wirkt episodenhaft und zerstückelt, es wird ständig von einem Schauplatz zum nächsten gesprungen, wobei einer beeindruckender aussehen soll als der andere. Das mit dem Beeindrucken will allerdings partout nicht gelingen, denn vor lauter Hektik bleibt gar keine Zeit, um Charaktere oder Schauplätze auch mal etwas genauer auszuleuchten. Zum Höhepunkt hin gibt es sogar eine Szene, in der ein riesiges Monster überwunden werden muss, ein archetypisches Conan-Motiv also, aber gerade diese Szene gehört zu den schlechtesten des Films.
Wenn die Geschichte (oder vielmehr die aneinandergereihten Versatzstücke der beiden Geschichten) auch nicht viel mit Howards Original-Conan zu tun hat, so wird doch ansatzweise versucht, sich auf Howards Erzähluniversum zu beziehen. Dies geschieht allerdings hauptsächlich durch Name-dropping, und indem Conan in einer Szene bei einem feuchtfröhlichen Kneipengelage gezeigt wird. Darüber hinaus ist im Vorspann, der ganz auf Fantasy-Klischee gemacht ist, kurz eine Karte des hyborischen Zeitalters zu sehen. Mehr ist für Howard-Nerds in diesem Film nicht drin.
Die Nebenrollen sind allesamt ziemlich uninteressant, insbesondere vermögen Khalar Zyms zahlreiche Handlanger keinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, obwohl sie alle auf so richtig mordsböse getrimmt sind. Einzig Conans Mentor, der Pirat Artus, sticht ein wenig hervor. Er wird von Nonso Anozie verkörpert, der die beste schauspielerische Leistung dieses Films hinlegt.* Frauengestalten, die in irgendeiner Weise interessant oder überzeugend wären, kommen nicht vor. Rose McGowans Rolle als Tochter des Oberschurken ist so dermaßen überflüssig, dass man den Eindruck hat, sie sei nur in das Drehbuch hineingeschrieben worden, um McGowan dafür zu kompensieren, dass sie aufgrund einer Armverletzung im geplanten Remake von Red Sonja nicht die Titelrolle übernehmen konnte. Dagegen ist Rachel Nichols’ Rolle als Tamara, die »reinblütige« Nachfahrin der Zauberer von Acheron, zwar zentral für den Plot, aber leider hoffnungslos albern.
Fazit: Conan ist ein Film, über den man sich weder freuen noch ärgern kann (es sei denn vielleicht, man hat hohe Erwartungen in ihn gesetzt), denn man verpasst einfach nichts, wenn man ihn nicht gesehen hat.
* Anozie wird in der zweiten Staffel von Game of Thrones den Xaro Xhoan Daxos spielen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen