Dienstag, 30. Mai 2023

The Finders

Die Satanic Panic ist aktuell wie eh und je. Als hätte es den Taxil-Schwindel, die moralische Panik um Kindertagesstätten in den USA der achtziger Jahre und die Debatte um Erinnerungsverfälschung nie gegeben, blühen heute Verschwörungserzählungen über den angeblichen Satanismus der »globalen Eliten«. In der Schweiz decken Fernsehjournalist*innen auf, wie in psychiatrischen Kliniken Menschen manipuliert und gegen ihren Willen festgehalten werden, um sie vor der Entführung durch (der Phantasie entsprungene) satanische Kulte zu schützen. In Deutschland berichten das Y-Kollektiv, Vollbild und der Spiegel (mit Bezahlschranke) über ähnliche Vorkommnisse. 

Das alles gab es schon vor 40 Jahren in den USA und vor 30 Jahren in Deutschland, könnte man sagen. Aber es ist eben noch nicht vorbei. Und damals wie heute passiert es Menschen, die an der Existenz hochgeheimer, übermächtiger, einflussreicher Satanskulte zweifeln, dass sie zur Antwort ein »Und was ist mit den Finders?« bekommen. Um diese ominöse Gruppierung soll es hier gehen.

Am 4. Februar 1987 erhielt die Polizei von Tallahassee in Florida einen Anruf: Auf einem Spielplatz beaufsichtigten zwei Männer eine Gruppe von sechs Kindern beim Spielen. Die Kinder wirkten verwahrlost. Sie waren hungrig, schmutzig und übersäht mit Flohstichen. Die beiden Männer hatten dagegen ein gepflegtes Äußeres. Von der Polizei in Gewahrsam genommen, behaupteten die Männer, sie seien Lehrer und begleiteten die Kindergruppe zu einem Internat für Hochbegabte in Mexiko – offenkundig eine frei erfundene Geschichte. Es war die Hochzeit der Satanic Panic, und die beiden Männer waren sich wahrscheinlich sehr bewusst, dass sie des Kindesmissbrauchs und des human trafficking verdächtigt wurden. Nachdem einer der beiden noch versuchte, einen Ohnmachtsanfall vorzutäuschen, gaben sie schließlich zu, aus Washington D.C. gekommen zu sein. Dort fänden sich auch die Eltern der Kinder.
 
Auf diese Weise begann eine der bizarrsten Episoden in der Geschichte der Satanic Panic. An ihr lässt sich zeigen, wie das Gerücht des Satanic Ritual Abuse (SRA) – im deutschen Sprachraum meist rituelle Gewalt genannt – durch Einzelpersonen befördert wurde, die bereits mit Verschwörungsdenken und der Satanic Panic vertraut waren. Ebenso spielte es eine Rolle, dass die mit der Satanic Panic verbundenen Phantasien bereits weit verbreitet waren und gewissermaßen ›in der Luft lagen‹.

So richtig ins Rollen kamen die Ereignisse, als die Polizei von Tallahassee gegenüber der Presse behauptete, die Kinder seien sexuell missbraucht worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte noch keine gründliche medizinische oder psychologische Untersuchung der Kinder stattgefunden. Als später ein von der Floridaer Gesundheitsbehörde bestellter Arzt die Kinder begutachtete und erklärte, sie wiesen zwar Anzeichen von Verwahrlosung auf, Hinweise auf Missbrauch habe er jedoch nicht erkennen können, korrigierte die Polizei ihre Aussage. Da war es aber schon zu spät. Die Geschichte, in Tallahassee sei ein Fall von organisiertem Missbrauch aufgeflogen, war in die Welt gesetzt.

Von der Polizei befragt, erklärten die Kinder, ihre erwachsenen Aufsichtspersonen gehorchten einem Mann, den sie den »Game Caller« nannten. Die Metropolitan Police von Washington D.C., die in den Fall eingeschaltet wurde, konnte mit diesem Hinweis offenbar etwas anfangen. Der »Game Caller« war Marion Pettie (1920–2004), der charismatische Gründer einer Kommune, die sich The Finders nannte. Pettie vertrat eine Art Weltanschauung des learning by doing. Selbst Autodidakt und Schulabbrecher, war er überzeugt, dass sich Wissen und Erfahrung nur durch Ausprobieren gewinnen ließen. Schon Ende der dreißiger Jahre hatte er begonnen, nach Gleichgesinnten zu suchen. In Fahrt kamen die Finders zu Beginn der siebziger Jahre, als zahlreiche Menschen auf der Suche nach alternativen Lebensformen waren.

Pettie verglich den Menschen mit einem Schnellkochtopf: Sein Potential könne er nur entfalten, wenn man Druck in ihm aufbaue. Und Menschen unter Druck setzen, war eine Fertigkeit, die Pettie vorzüglich beherrschte. Er erteilte seinen Anhänger*innen Aufträge, die er als »games« bezeichnete. Wer von Pettie zu einem »game« aufgerufen wurde, hatte sofort alles stehen und liegen zu lassen und den Auftrag auszuführen. Ein »game« konnte beinhalten, eine Stelle in einem weit entfernten Bundesland anzunehmen. Es konnte auch beinhalten, sich mit nur zwei Stunden Vorlaufzeit in einen Passagierflug nach Japan einzubuchen, einen Eindruck von der japanischen Kultur zu gewinnen und wieder nach Washington zurückzukehren.

Die Finders sahen sich als Mitglieder einer Familie. Geld wurde in eine Gemeinschaftskasse eingezahlt. Die Kinder wurden nicht zur Schule geschickt und gemeinschaftlich erzogen. In der Praxis hieß das, dass sie weitgehend auf sich allein gestellt waren, sich meistens draußen aufhielten und manchmal sogar unter freiem Himmel schliefen. Man kann sich also gut vorstellen, warum die sechs Kinder von Tallahassee so vernachlässigt wirkten. Allerdings ist weder 1987 noch zu irgendeinem späteren Zeitpunkt nachgewiesen worden, dass es bei den Finders sexuellen Missbrauch gab. Sicherlich werden einige Finders-Kinder mit ihren Eltern, die sie in diese Gruppe schleppten, später ein Hühnchen zu rupfen gehabt haben. Insgesamt scheint es ihnen aber nicht besser oder schlechter ergangen zu sein als Kindern in anderen zeittypischen Kommune-Experimenten.

Die Finders sind also eher nicht mit Gruppierungen wie dem Peoples Temple oder den Children of God gleichzusetzen. Tatsächlich waren sie bis 1987 weitgehend unter dem Radar geflogen und wurden selbst von Sekten-Expert*innen für harmlos gehalten. Dazu trug wahrscheinlich bei, dass die erwachsenen Finders (im Unterschied zu den Kindern) betont ›seriös‹ in dunkle Anzüge gekleidet auftraten und wenig redeten. Aber 1987 kippte diese Wahrnehmung in ihr genaues Gegenteil: Wortkarge Männer in Anzügen, die umherreisten und mit geheimnisvollen Aktivitäten beschäftigt waren? Und dabei auch noch Kinder mit sich schleppten? Stoff für eine Verschwörungserzählung. Außenstehende konnten ja nicht wissen, dass das emsige Tun der Finders lediglich aus Petties abstrusen »games« bestand.¹

Dank der phantasievollen Öffentlichkeitsarbeit der Polizei von Tallahassee kam es in der Presse zu Spekulationen, der mysteriöse »Game Caller« sei das Oberhaupt eines satanischen Kults, der Kinder entführte, Gehirnwäsche² praktizierte und Menschenopfer darbrachte. Wie gesagt, die Satanic Panic lag in der Luft. Die Metropolitan Police in Washington D.C. wollte da nicht untätig erscheinen. Im Garten eines Finders-Hauses im Stadtteil Glover Park fanden die Beamten einen Ring aus Steinen, den sie offenbar sofort als Ritualstätte interpretierten. Ausgrabungen wurden vorgenommen, um die Überreste der vermeintlichen Menschenopfer zu finden – vergeblich. Und die Finders behaupteten hartnäckig, mit Satanismus nichts am Hut zu haben.

Als die Behörden anschließend ein Lagerhaus der Kommune in Washington durchsuchten, sahen sie sich dann aber doch in all ihren Befürchtungen bestätigt. Sie stellten nicht nur fest, dass die Finders eine erstaunliche Anzahl von Computern besaßen.³ Sie fanden auch ein Fotoalbum mit kinderpornografischen Aufnahmen und solchen, die Erwachsene und Kinder beim gemeinschaftlichen Schlachten von Ziegen zeigten. Damit schien nun alles klar zu sein: Die Finders waren in organisierten Missbrauch verwickelt und feierten Rituale mit Kindern, bei denen Ziegen geopfert wurden. Satanisch!

Zu diesem Zeitpunkt meldeten sich allerdings die Mütter der Kinder von Tallahassee zu Wort. Sie waren vorübergehend zum Arbeiten nach Kalifornien gereist (zweifellos eines von Petties »games«) und hatten ihre Kinder in der Obhut der Kommune in Washington zurückgelassen. Die beiden Männer, die in Tallahassee verhaftet worden waren, hatten unterdessen die Idee gehabt (oder waren von Pettie dazu gebracht worden), mit den Kindern einen »Abenteuerurlaub« in Florida zu machen. Die Ziegen waren von der Gruppe geschlachtet worden, um sie zu essen. Die Kinder seien dabei gewesen, weil man ihnen beibringen wollte, dass das Schlachten und Essen von Tieren nichts ist, was man leichtfertig tun sollte. Die Frauen zeigten auch die angeblichen kinderpornografischen Aufnahmen: Fotos von Kommune-Kindern, die in der Badewanne planschen.

Die beiden inhaftierten Männer wurden freigelassen. Die Kinder wurden ihren Müttern zurückgegeben. Die beteiligten Behörden räumten kleinlaut ihren Irrtum ein. Das hätte es gewesen sein können. Und doch war es erst der Anfang.

An den Hausdurchsuchungen beteiligt war Ramon Martinez, ein Beamter des US Customs Service. Der war offenbar unzufrieden damit, dass die Finders so einfach davonkommen sollten. Er verfasste ein Memorandum voller Tippfehler und wüster Anschuldigungen gegen die Kommune.⁴ Es hätten sich, so Martinez, zahlreiche Unterlagen gefunden, die die Verwicklung der Finders in großangelegten Menschenhandel und Devisenschmuggel belegten. Jedoch wollte keiner der anderen Zoll- und Polizeibeamten, die bei den Durchsuchungen zugegen waren, sich Martinez’ Vorwürfen anschließen. Nach Beweisen gefragt, behauptete Martinez schließlich, die belastenden Unterlagen seien nicht mehr einsehbar. Die CIA habe den Finders-Fall zur Verschlusssache erklärt.

Für Anhänger*innen der Satanic Panic müssen Martinez’ Ausführungen unwiderstehlich gewesen sein: Eine öffentlichkeitsscheue Gruppierung. Von ihren Eltern getrennte Kinder. Abgeschnittene Ziegenköpfe. Ein ausgefeiltes Computernetzwerk. Und jetzt schien auch noch die CIA in die Sache verwickelt zu sein. Waren die Finders etwa eine Tarnorganisation des Geheimdienstes und mit dessen Hilfe dem Gefängnis entgangen? Die CIA stritt ab, etwas mit der Kommune zu tun zu haben. Doch wer glaubt schon der CIA?

Unwiderstehlich fand die Sache auch ein Privatdetektiv aus Florida, Skip Clements. Er war bereits an den Ermittlungen gegen den Leiter einer Montessori-Schule, dem ritueller Missbrauch vorgeworfen wurde, beteiligt. Clements fügte Martinez’ Behauptungen noch eine eigene hinzu: In dem Lagerhaus der Finders in Washington (bei dessen Durchsuchung Clements gar nicht zugegen war) habe sich ein voll ausgestattetes Studio zur Herstellung von Pornofilmen befunden. Der Verdacht gegen die Finders ließ Clements offenbar nicht los. 1993 (über sechs Jahre nach dem Vorfall in Tallahassee) legte er zwei Mitgliedern des Repräsentantenhauses Martinez’ Memorandum vor und überzeugte sie, eine offizielle Untersuchung durch das FBI zu fordern.
 
Mit Erfolg. Das FBI befindet sich traditionell in einem verbissenen Konkurrenzkampf mit der CIA. Die G-Men machten sich mit Begeisterung an die Aufgabe, Verbindungen zwischen Finders und CIA aufzudecken. Und noch jemand zeigte sich begeistert: Marion Pettie.

Die Finders erholten sich nicht von den Verdächtigungen, die 1987 gegen sie erhoben (und unweigerlich Goatgate genannt) wurden. Zum Zeitpunkt ihrer Konfrontation mit der Satanic Panic hatte die Kommune etwa 40 Mitglieder. Doch bald darauf verließen die meisten Frauen die Gruppe und nahmen ihre Kinder mit. Verständlicherweise. Pettie, der »Game Caller«, reagierte darauf mit zunehmend autoritärem Gebaren. Das vergraulte weitere Mitglieder, die die Gruppe verließen. Bald kam es zu Streitereien um Finanzen, die auch vor Gericht landeten. In den neunziger Jahren befanden sich die Finders in Auflösung. Pettie gab das Hauptquartier der Kommune in Washington auf und zog mit einer kleinen Schar von Getreuen in seinen Heimatort Culpeper in Virginia um.

Kurz vor dem endgültigen Aus der Finders hatte Pettie jedoch einen letzten großen Auftritt. Dass ihm Kontakte zum Geheimdienst nachgesagt wurden, schmeichelte ihm offenbar. Und er offenbarte, dass es tatsächlich eine Art Kontakt gab: Petties verstorbene Frau Isabelle war einige Jahre lang Mitarbeiterin der CIA gewesen. Die Neugierde, was der FBI-Bericht sonst noch zu Tage fördern würde, stieg.

Doch die Untersuchung, als sie beendet war, konnte nicht mit dramatischen Enthüllungen aufwarten. Isabelle Petties Tätigkeit für die CIA (ein weiteres »game«?) lag Jahrzehnte zurück. Darüber hinaus hatte das FBI nur feststellen können, dass einige CIA-Leute Computerkurse bei einer Firma belegt hatten, die zeitweilig ein Mitglied der Finders bei sich beschäftigte. Belege für Menschenhandel, rituellen Missbrauch, Opferzeremonien oder Kinderpornographie fanden sich auch diesmal nicht. Statt dessen hielt der Bericht fest, dass es bei den 1987er Ermittlungen gegen die Finders keine Einmischungen irgendwelcher Geheimdienste gab. Seit 2019 sind die FBI-Akten zu den Finders zum größten Teil öffentlich einsehbar

Die Mythen um die die Finders haben sich indessen längst verselbständigt. Bis heute werden sie in den immer wieder aufflackernden Auseinandersetzungen um Satanismus, rituellen Missbrauch und Mind Control als Beleg angeführt, dass es so etwas tatsächlich gibt: Mächtige, bestens vernetzte Kulte mit Überschneidungen zur organisierten Kriminalität und zum Geheimdienstmilieu. Auch in Deutschland existiert diese Vorstellung bis heute. Denn schon wenige Tage nach dem Zwischenfall in Tallahassee meldeten deutsche Zeitungen, dass in Florida gegen eine »Satanssekte« ermittelt werde. Und noch 1997 nannte Luise Mandau, laut Autorinnenporträt »eine der führenden deutschen Sekten-Expertinnen«, in ihrem Buch Satanismus. Die neue Bedrohung wie selbstverständlich die Finders-Kommune als Beispiel für real existierenden Satanismus.

Wie kam es dazu, dass sich um ein paar Dutzend Ex-Hippies mit zweifelhaften Erziehungsmethoden ein solcher Mythos bildete? Die entscheidende Verantwortung liegt bei den Polizeibehörden von Tallahassee und Washington D.C. Beide setzten vorschnell Behauptungen in die Welt, die sie anschließend wieder zurücknehmen mussten: In Tallahassee ging es um sexuellen Missbrauch und Menschenhandel, in Washington um blutige Opferrituale und Kinderpornografie. Die Vermutung liegt nahe, dass die Polizei in beiden Fällen bereits von der im Zuge der Satanic Panic entstandenen Stimmung beeinflusst waren. Bis heute sehen Verschwörungsgläubige den Ablauf der Ereignisse als Indiz dafür, dass die beiden Polizeibehörden einer brisanten Wahrheit auf der Spur waren, die kurz darauf unterdrückt wurde.

Nach Einstellung der Ermittlungen 1987 waren es zwei Einzelpersonen, die weitere Verschwörungserzählungen um die Finders verbreiteten, der Zollbeamte Ramon Martinez und der Privatdetektiv Skip Clements. Ersterer behauptete, bei den Durchsuchungen der Finders-Immobilien Beweismittel gesehen zu haben, die später von der CIA unterdrückt wurden. Der zweite spann Martinez’ Geschichte weiter aus und schaffte es schließlich, Kongressabgeordnete und in der Folge das FBI für die Finders zu interessieren. Flankiert wurde diese immer weiter eskalierende Entwicklung von der Berichterstattung in den Medien, die wie selbstverständlich von einem »Satanic cult« bzw. einer »Satanssekte« sprachen.

Aber wie viele Verschwörungserzählungen krankt auch die um die Finders an ihrer schieren Unmöglichkeit: Hätte es wirklich etwas zu ›unterdrücken‹ gegeben, dann hätten das Tallahassee Police Department, das Florida Department of Health, das Metropolitan Police Department, der US Customs Service, die Virginia State Police und das FBI sich an der Vertuschung beteiligen müssen. Schließlich waren all diese Behörden in die Ermittlungen von 1987 und 1993 involviert. Und von allen beteiligten Personen hätte nur eine einzige, Ramon Martinez, die Wahrheit ausgeplaudert, während alle anderen eisern schwiegen.

Die Finders waren, wie schon erwähnt, bereits Anfang der Neunziger in Auflösung begriffen. Marion Petties Tod im Jahr 2004 dürfte das endgültige Ende der Gruppe bedeutet haben – sofern es sie da überhaupt noch gab. Der Verschwörungsmythos um die Finders hat sich schon lange zuvor vom selbsternannten Game Caller und seinen Spielchen abgelöst und verselbständigt.

¹ Es liegt auf der Hand, dass es sich dabei um eine typische Methode charismatischer Scharlatane handelt, die nicht nur von Pettie angewendet wurde. Wer ständig beschäftigt ist, hat keine Zeit, sich die Frage zu stellen, ob er einem Schwindel aufgesessen ist.
² Damals sagte man noch Gehirnwäsche statt Mind Control.
³ Die Finders hatten ihre Computer über das Telefonnetz miteinander verbunden und kommunizierten per E-Mail. Für die achtziger Jahre eine erstaunliche Leistung, denn es handelte sich bei den Finders ja nicht um IT-Profis. Die Tatsache, dass sie sich in ihren Mails in einem kryptischen Kommune-Jargon austauschten, machte sie in den Augen der Ermittlungsbehörden natürlich nur noch verdächtiger.
⁴ Der Stil des Dokuments lässt vermuten, dass Martinez eine Affinität zum Verschwörungsdenken hatte.


Weiterführende Links

Montag, 23. Januar 2023

Tales Before Tolkien: Ludwig Tieck

In seiner Anthologie Tales Before Tolkien: The Roots of Modern Fantasy (2003) unternimmt Douglas A. Anderson den ambitionierten Versuch, Tolkien in eine literarische Tradition zu stellen. Kein selbstverständliches Unterfangen, denn von Tolkien wird ja gern behauptet, er habe die moderne Fantasy im Alleingang erfunden. Bei mir rennt Anderson damit offene Türen ein, denn ich bin schon seit längerer Zeit der Auffassung, dass die moderne Fantasy mit dem deutschen romantischen Kunstmärchen beginnt. Dieses wanderte, vermittelt durch Thomas Carlyle und andere, im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts nach England und entfaltete dort ein Eigenleben, wie es in der recht kurzen Epoche der deutschen Romantik allein kaum möglich gewesen wäre.

Der Beweis für diese These sind umfangreiche Veröffentlichungen wie Popular Tales and Romances of the Northern Nations (1823, übersetzt u.a. von Thomas de Quincey)¹ und German Romance (1827, herausgegeben von Carlyle). Diese und andere präsentierten Erzählungen z.B. von Hoffmann, Fouqué, Tieck, Musäus dem englischen Publikum und hatten (neben Übersetzungen von Grimms Märchen) einen profunden Einfluss auf Autoren wie John Ruskin und George MacDonald, aber auch auf Charles Dickens.

Tolkien seinerseits war zwar äußerst misstrauisch gegenüber Versuchen, ›Quellen‹ und ›Einflüsse‹ seines Werks zu identifizieren. Das hat nicht wenige Fans und Nachahmer*innen in ihrer Überzeugung bestärkt, Tolkien habe den Hobbit und den Lord of the Rings quasi aus dem Nichts erschaffen. Er selbst hat dergleichen aber nie behauptet, sondern war sich der Tatsache bewusst, dass er Teil einer Tradition war. Er nannte in diesem Zusammenhang u.a. Lord Dunsany, Andrew Lang, William Morris, MacDonald und die Brüder Grimm. Oft stand Tolkien deren Werken ausgesprochen ambivalent gegenüber. Anfängliche Bewunderung konnte bei ihm in heftige Ablehnung umschlagen. Um so schwerer wiegt, dass Tolkien sich dennoch zu ihnen als Vorläufer bekannte.

Natürlich will ich damit nicht behaupten, dass das Ganze ein monokausaler Vorgang war. Denn zum einen wurden Kunstmärchen nicht nur von Deutschen geschrieben. Hans Christian Andersen war in der englischen Literaturwelt seiner Zeit ebenso beliebt oder noch beliebter. Zum anderen müsste man präziser sagen, dass es hier in erster Linie um das geht, was heute High Fantasy genannt wird. Die Sword and Sorcery hat andere Wurzeln, nämlich im viktorianischen »Lost Civilization«-Genre. Drittens ist das Kunstmärchen nicht der alleinige Ursprung der High Fantasy. Adam Roberts z.B. argumentiert, dass dem historischen Roman Walter Scotts einige Bedeutung bei der Entstehung des Genres zukommt (allerdings eine verdrängte, würde ich hinzufügen). Vor allem aber ist es wichtig, bei der Betrachtung des Genres nicht so eurozentrisch zu bleiben, wie es bis heute meist der Fall ist. Der neben dem LotR international bedeutsamste Fantasy-Roman der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts? Ich würde stets und ohne zu zögern behaupten, dass diese Position Amos Tutuolas Palm-Wine Drinkard zukommt.

Einige der Geschichten, die Douglas Anderson für Tales Before Tolkien gesammelt hat, haben bei mir ein paar thinky thoughts ausgelöst. Dabei will ich mich nicht zu jedem einzelnen Beitrag äußern, sondern nur ein paar Bemerkungen zu Dingen machen, die mir aufgefallen sind.

Die Anthologie beginnt mit »Die Elfen« (»The Elves«) aus Ludwig Tiecks Phantasus (1812). Zu beachten ist, dass Anderson nicht nur solche Werke aufgenommen hat, die Tolkien nachweislich beeinflusst haben. Es geht ihm daneben auch allgemeiner um die Darstellung der Tradition, die zu Tolkien geführt hat:
Some of the stories that I have chosen can be seen specifically to have inspired Tolkien, and these connections are detailed in the headnotes to the appropriate stories. I have also selected some stories whose content seems especially Tolkienian, even though there is little or no evidence that Tolkien knew the writers. And I have also chosen other stories that Tolkien almost certainly did not know in order to show some of the diversity of fantasy as it existed before The Hobbit.
»Die Elfen« gehört zur dritten Gruppe, würde ich annehmen. Anderson hat sie ausgesucht, weil sie seinem Geschmack nach das beste (oder eines der besten) deutsche Kunstmärchen ist. In meinen Augen ist das beste deutsche Kunstmärchen überhaupt Der goldne Topf. Ich würde auch behaupten, dass allein unter den Erzählungen Tiecks »Die Elfen« nicht die beste ist. Die Atmosphäre des Erhabenen, der Waldeinsamkeit, die Tieck so gut erzeugen konnte, kommt in Geschichten wie »Der blonde Eckbert« und »Der Runenberg« besser zum Tragen.

Aber Anderson kommt es auf etwas anderes an. Er sieht »Die Elfen« als Beispiel für Tolkiens Auffassung von Faërie als »perilous realm« oder Reich der Fährnisse, das man nicht durchwandern kann, ohne sich Gefahren auszusetzen. Die Geschichte der kleinen Marie, die sich unter den Elfen aufhält und bei ihrer Rückkehr in die Menschenwelt entdeckt, dass sie sieben Jahre fort war, eignet sich dafür gut, kein Zweifel. Und dass Tieck das Elfenmotiv mit sozialem Außenseitertum verknüpft, macht die Geschichte gleich noch mal interessanter.²

Obwohl ich mich Andersons Bewertung von »Die Elfen« nicht ganz anschließen kann, finde ich seine Wahl nachvollziehbar. Zudem ist die Geschichte sowohl in den Popular Tales and Romances als auch in Carlyles German Romance vertreten, was sehr schön den Zusammenhang verdeutlicht, den ich oben zu beschreiben versucht habe. Eine andere Frage ist, ob Tolkien selbst Tiecks Darstellung der Elfen gefallen hätte. Wie ungnädig er in dieser Sache sein konnte, ist bekannt. In Bezug auf Tiecks Erzählung werden wir es leider nicht erfahren.

¹ Der Titel ist auffällig, denn die drei Bände dieser Anthologie enthalten ausschließlich Erzählungen aus Deutschland. Aber von einer »German Nation« zu reden sah man damals offenbar noch keinen Anlass, schon gar nicht im Singular. Die Anthologie enthält übrigens auch eine der ersten Vampirgeschichten, »Wake Not the Dead« von Ernst Raupach.
² Der landwirtschaftliche Reichtum von Maries Dorf beruht auf der Anwesenheit der Elfen. Trotzdem werden sie von den meisten Dorfbewohner*innen als arbeitsscheu und kriminell abgetan.

Montag, 5. Juli 2021

Varney-Liveblog: Kapitel 6–10

Ich muss gestehen, dass ich die ersten fünf Varney-Kapitel spannender als erwartet fand. Wie viele Vampirgeschichten des 19. Jahrhunderts funktionieren sie ähnlich einem Krimi, wenn auch nach dem Motto »Who bit her?« anstelle von »Who done it?«. Was mir allerdings wie schon bei früherer (kursorischer) Lektüre des Romans auffiel, ist die ungeschickte Art, wie die Figuren eingeführt werden. Besonders im ersten Kapitel rätselt man beim Lesen ständig, wer eigentlich wer ist. Augenscheinlich wussten die Autor:innen selbst kaum etwas über ihre Figuren, als sie mit dem Schreiben begannen.

Zum Glück scheint ihnen das selber aufgefallen zu sein, denn in Kapitel VI folgt eine Vorstellung der Familie Bannerworth. Wir erfahren, dass die Bannerworths der leisure class angehören, im Lauf der letzten hundert Jahre aber den größten Teil ihres ererbten Besitzes verloren haben. Zu allem Überdruss war Floras, Henrys und Georges Vater spielsüchtig und hat den letzten Rest des Familienvermögens verzockt. Ich sage »war«, denn Mr. Bannerworth ist kurz vor Beginn des Romans auf mysteriöse Weise verstorben: Man fand ihn tot im Garten, in der Hand ein Bleistift und ein Notizbuch, in das er (offenbar im Augenblick seines Todes) die unvollständige Bemerkung »Das Geld ist –« gekritzelt hatte.

Nun ist gemäß patriarchaler Sitte Henry das Familienoberhaupt und hat jede Menge Probleme am Hals. Natürlich hat die Familie ihre zunehmende Verarmung vor den Nachbar:innen verborgen gehalten. Das geschah mit Hilfe eines entfernten Verwandten, der den Geschwistern jährlich hundert Pfund zukommen ließ. Mit diesem Geld konnten Flora, Henry und George jedes Jahr eine standesgemäße Reise auf den Kontinent unternehmen. Auf der letzten dieser Reisen lernte Flora in Italien den jungen Künstler Charles Holland kennen und verlobte sich mit ihm. Aber auch der wohltätige Verwandte ist vor einer Weile gestorben, und seitdem ist endgültig Ebbe in der Kasse der Bannerworths.

Henry bleibt jetzt eigentlich nichts weiter übrig, als Bannerworth Hall zu verkaufen und den Erlös als Startguthaben für den Einstieg in einen Beruf zu verwenden. Aber er zögert, sich von dem alten Familiensitz zu trennen. Hinzu kommt, dass Flora Charles nach ihrer ersten (und einzigen) Begegnung in Italien nach Bannerworth Hall eingeladen hat, um ihre Verlobung auf etwas offiziellere Füße zu stellen. Also muss der Verkauf des Hauses ohnehin warten, bis Charles seine Aufwartung gemacht hat.

Doch der Druck auf Henry steigt: Ein Londoner Anwalt will das Haus im Namen eines ungenannten Klienten kaufen, oder, falls das nicht möglich ist, es mieten. Dafür macht er Henry ein großzügiges finanzielles Angebot, das natürlich die Rettung vor dem endgültigen gesellschaftlichen Abstieg wäre. Bei Henry lässt die Sache aber eher das merkwürdige Gefühl zurück, dass irgendjemand sich etwas zu sehr für das Anwesen seiner Familie interessiert. (Wenn dahinter mal nicht der bislang kaum in Erscheinung getretene Sir Francis Varney steckt.)

Auch über Mr. Marchdale klärt das Kapitel auf: Er ist ein alter Verehrer Mrs. Bannerworths aus der Zeit, bevor sie den zockenden Tunichtgut Mr. Bannerworth heiratete. Seit dessen Tod ist Mr. Marchdale Dauergast in Bannerworth Hall.

Einige Leser:innen von Varney the Vampire empfinden das sechste Kapitel als langweilig und störend (hier ein Beispiel). Mir hat es gefallen. Man lernt die Figuren etwas näher kennen, und es ist ja nicht ganz uninteressant, dass die Bannerworths neben Floras ungebetenem Besucher noch andere Probleme haben. Ein Vampir allein macht schließlich keinen Roman – vor allem keinen so umfangreichen wie diesen. Außerdem bringen die Autor:innen bei der Beschreibung des verarmten Adels der Bannerworths einen unterhaltsamen Sarkasmus auf, den man ihnen gar nicht zugetraut hätte.

Den beiden folgenden Kapiteln kann ich dagegen leider kein Lob aussprechen. Henry, George, Mr. Marchdale und Mr. Chillingworth suchen die Familiengruft der Bannerworths auf, um zu überprüfen, ob das Grab des Vorfahren, den sie des Vampirismus verdächtigen, leer ist. Die Gruft befindet sich in der nahegelegenen Dorfkirche, aber bis die vier Vampirjäger dort ankommen, gibt es ein handlungsverzögerndes Hin und her, dass es zum Seufzen ist. Zu allem Überdruss fügen die Autor:innen an dieser Stelle auch noch ein Lamento über den Niedergang der englischen Kirchenarchitektur ein. Ich habe ja nichts gegen Abschweifungen, aber das ist echt zu viel des Guten.

Das wenig überraschende Ergebnis der Untersuchung: Das Grab ist leer. Mr. Chillingworth bestätigt in seiner Eigenschaft als Mediziner, dass der Sarg keine organischen Überreste enthält. Der Familienarzt spielt übrigens die Rolle des Skeptikers. Weder jetzt das leere Grab, noch zuvor die Wiederbelebung im Mondlicht überzeugen ihn, dass er es wirklich mit einem Vampir (und nicht mit einem elaborierten Schwindel) zu tun hat. Die Autor:innen legen ihm in den Dialogen des öfteren aufklärungsphilosophische Gedanken in den Mund. Die Gegenposition dazu vertritt Mr. Marchdale.

Unbedingt erwähnen muss ich den Lapsus memoriae, der den Autor:innen beim Schildern der Grabesöffnung unterläuft. Der besagte Vorfahre hieß zunächst Sir Runnagate Bannerworth. Jetzt wird er plötzlich Marmaduke Bannerworth (ohne Sir) genannt. Das, oder die vier Helden haben versehentlich das falsche Grab aufgebrochen.

Kapitel IX und X wenden sich zu meiner Erleichterung Flora zu, die mit ihrer Mutter in Bannerworth Hall zurückgeblieben ist. Einige Stunden, nachdem Floras Brüder sowie Mr. Marchdale und Mr. Chillingworth in Richtung Kirche davongetrabt sind, steigt der Vampir ein zweites Mal durchs Fenster ein. Aber Flora fackelt nicht lang. Sie hat sich Henrys Pistolen geliehen und feuert sie beide auf den Eindringling ab. Getroffen stürzt der Vampir aus dem Fenster. (Es ist sehr erfrischend, dass Flora diesmal nicht als hilflose damsel in distress auftreten muss.)

In diesem Augenblick trifft Floras geliebter Charles (ein wenig verdächtig, wenn man mich fragt) zu seinem lang angekündigten Besuch ein. Wenig später stürzen auch Henry, George und Mr. Marchdale hinein, die auf dem Rückweg waren und die Pistolenschüsse gehört haben. Es gibt ein allgemeines Durcheinander, zumal Mrs. Bannerworth in Ohnmacht gefallen ist, aber interessanterweise wird sogleich deutlich, dass Charles und Mr. Marchdale sich nicht leiden können.

Nun würden mir persönlich eine Unmenge ausgesprochen banaler Gründe einfallen, warum man jemanden nicht leiden kann. Aber nach den ehernen Regeln der viktorianischen Unterhaltungsliteratur bedeutet die Abneigung, die die beiden Figuren einander entgegenbringen, dass eine von ihnen ein Schurke sein muss.

Ich überrasche mich selbst, aber ich will wissen, wie es weitergeht.

Mittwoch, 30. Juni 2021

Varney-Liveblog: Kapitel 1–5

»Art thou a spirit of health or goblin damned?«
Die Ausgabe, die ich lese, ist das E-Book von Project Gutenberg. Es beruht auf der Buchausgabe von Varney the Vampire, die im Herbst 1847 nach der Erstveröffentlichung im Penny-Dreadful-Format erschien. Insgesamt gab es 109 Hefte, von denen es anscheinend nicht alle in die Buchausgabe geschafft haben. Ich denke aber, mit 748 E-Book-Seiten hat die Buchausgabe auch so genug zu bieten.

Dem ersten Kapitel vorangestellt ist ein kurzes Vorwort, das behauptet, der Roman sei aus »authentischen Quellen« zusammengestellt. Was für Quellen das sein sollen, wird leider nicht weiter ausgeführt. Beteuert wird jedoch, dass die Titelfigur Varney eine historische Person und im Jahr 1713 gestorben sei. Eine Art Herausgeberfiktion also.

Interessant finde ich folgende Bemerkung:
A belief in the existence of Vampyres first took its rise in Norway and Sweden, from whence it rapidly spread to more southern regions, taking a firm hold of the imaginations of the more credulous portion of mankind.

Warum ausgerechnet Norwegen und Schweden? Tatsächlich stammten die ersten Berichte über Vampire, die im 18. Jahrhundert die europäischen Metropolen erreichten, vom Balkan – genauer gesagt, aus Serbien. Entsprechend spielen bedeutende Vampirgeschichten, die etwas früher als Varney  entstanden, auf dem Balkan: So etwa La Guzla von Prosper Mérimée oder A. K. Tolstois »Famille du Vourdalak«. Die allererste Vampirgeschichte in Prosa, Polidoris The Vampyre (sofern man nicht das Fragment Byrons, auf dem sie basiert, als die wirklich und wahrhaftig erste Vampirgeschichte betrachten will) beginnt und endet zwar in England, die dazwischen angesiedelte Schlüsselepisode spielt jedoch ebenfalls auf dem Balkan.

Hier jedoch wird die Herkunft des Vampirstoffs aus Skandinavien behauptet. Möglicherweise wird damit auf die zahlreichen lebenden Toten angespielt, die in der altnordischen Literatur (z.B. in den isländischen Sagas) vorkommen. Die Frage nach dem Warum ist damit natürlich nicht beantwortet. Ich kann es mir nur so erklären, dass damit die Anwesenheit eines Vampirs bzw. eines Vampirglaubens im England des frühen 18. Jahrhunderts plausibel gemacht werden soll. 

Eigentümlich finde ich auch die Bemerkung, der Vampirglaube habe sich im leichtgläubigeren Teil der Menschheit verbreitet. Ich hätte eher erwartet, dass die Existenz von Vampiren im Sinne einer suspension of disbelief eigens betont wird. Das Vorwort erklärt aber weiter, der Roman überlasse »the question of credibility« ganz den Leser:innen und denke gar nicht daran, selber Stellung zu nehmen. Mal sehen, ob das im Roman dann auch wirklich so ist.

Nun geht es endlich los. Varney the Vampire beginnt mit einer genretypischen Szene: Ein alterwürdiges Landhaus, nachts. Eine junge Frau (»formed in all fashions of loveliness«) liegt schlafend im Bett. Eine finstere Gestalt erscheint am Fenster und verschafft sich Einlass. Die junge Frau erwacht, doch die Kehle ist ihr wie zugeschnürt. Die Gestalt beugt sich über sie, hypnotisiert sie mit ihrem Blick. Und dann:

With a plunge he seizes her neck in his fang-like teeth—a gush of blood, and a hideous sucking noise follows. The girl has swooned, and the vampyre is at his hideous repast!

Eine Szene also, wie man sie dutzendfach, wenn nicht hundertfach, in Vampirfilmen gesehen hat. Nur: In Varney the Vampire kommt sie, die sich so übermäßig weit verbreitet hat, zum ersten Mal in ihrer typischen Form vor. Die Autor:innen, wer immer sie waren, haben die vampirische Szene par excellence erfunden.

Es ist zugleich die Szene des Romans, über die sich am meisten lustig gemacht wird. Das liegt nicht nur daran, dass sie als Eingangsszene so leicht aufzufinden ist. Es hat tatsächlich etwas Komisches, wie sehr sie durch erzählerische Verzögerungen in die Länge gezogen wird. Allein die Schilderung des kurzen Weges, den der Vampir vom Fenster bis zum Bett zurücklegt, nimmt mehrere Absätze ein. Zweimal bleibt er stehen, um ein abgrundtief böses Gesicht zu machen, und jedes Mal wird es ausführlich beschrieben. Dennoch ist der Beginn von Varney the Vampire ein exzellentes Beispiel dafür, wie der an sich obskure Roman im Vampirgenre bis heute fortwirkt.

Nicht verschweigen will ich das markante Äußere des Vampirs:

[The face] is perfectly white—perfectly bloodless. The eyes look like polished tin; the lips are drawn back, and the principal feature next to those dreadful eyes is the teeth—the fearful looking teeth—projecting like those of some wild animal, hideously, glaringly white, and fang-like.

Außerdem erfahren wir, dass der Vampir ungewöhnlich groß ist und lange, klauenartige Fingernägel hat – natürlich, möchte man sagen. Es wird gelegentlich behauptet (hier zum Beispiel), in Varney werde zum ersten Mal ein Vampir mit spitzen Fangzähnen beschrieben. Das stimmt nicht ganz. Vanderhausen, der grausige untote Ehemann in Sheridan Le Fanus »Strange Event in the Life of Schalken the Painter« hat nämlich »two long, discoloured fangs, which projected from the upper jaw, far below the lower lip«. Vanderhausen wird zwar nicht explizit als Vampir bezeichnet, aber sein Aussehen spricht für sich. Da Le Fanus Erzählung erstmals 1839 erschien, kommt sie zuerst.

Zurück zu Varney. Der jungen Frau, die übrigens Flora Bannerworth heißt, gelingt es schließlich doch noch, um Hilfe zu schreien. Ihre Brüder Henry und George sowie Mr. Marchdale, der eine Art väterlicher Freund der Familie zu sein scheint, stürmen ins Zimmer. Der Eindringling entkommt durchs Fenster. Mr. Marchdale und Henry gelingt es, ihn mit zwei Pistolenschüssen zu treffen, aber scheinbar unberührt klettert er über die Gartenmauer und verschwindet.

Flora, so wird ausdrücklich vermerkt, hat zwei kleine Wunden am Hals. Das scheint mir wiederum eine Premiere zu sein. In früheren Vampirgeschichten (nicht aber in der Folklore!) werden Bisswunden am Hals erwähnt, aber meines Wissens taucht hier zum ersten Mal die vor allem aus Filmen bekannte Vorstellung von zwei durch die Eckzähne entstandenen Punktierungen auf. Natürlich stehen die Bannerworths (zu denen auch die Mutter der Geschwister Flora, Henry und George gehört) und Mr. Marchdale zunächst vor einem Rätsel: Flora hat viel Blut verloren, aber abgesehen von ein paar kleinen Flecken auf der Bettwäsche ist davon keine Spur zu sehen.

Alle erwarten eine Erklärung von Mr. Marchdale, der offenbar weit gereist und gebildet ist. Eine Erklärung liefert er auch, aber erst später, gegenüber Henry, unter vier Augen. Er ist überzeugt, dass der Eindringling ein Vampir ist. Henry und Mr. Marchdale beschließen, dies zunächst für sich zu behalten, um Flora nicht zu erschrecken. Flora dann natürlich, als Henry sie das nächste Mal sieht: »It was a vampyre.« Und Henry: »Good God, who told you so?« Tja, Henry. Ein nächtlicher Eindringling – ein Biss in den Hals – starker Blutverlust. Wie konnte Flora da nur auf einen Vampir kommen?

Unterstützt wird die Vermutung dadurch, dass in Bannerworth Hall ein Bild hängt, das den mysteriösen Eindringling darzustellen scheint. Henry zufolge zeigt es Sir Runnagate Bannerworth, einen verruchten Vorfahren, der von eigener Hand gestorben sein soll.

Am nächsten Morgen wird Flora von Mr. Chillingworth, dem Arzt der Familie, untersucht. (Hier zeigt sich übrigens, wie eilig die Autor:innen es hatten. Denn warum eine Figur ausgerechnet Chillingworth nennen, wenn es bereits die Bannerworths gibt?) Der Arzt glaubt nicht an die Vampirhypothese und vermutet stattdessen, dass Flora von einem Insekt gestochen wurde. Außerdem trifft ein Brief von einem neuen Nachbarn namens Sir Francis Varney ein, der von Floras ›Krankheit‹ gehört hat und seine Unterstützung anbietet. Das ist das erste Mal seit dem Vorwort, dass namentlich von der Titelfigur die Rede ist.

Am Abend versuchen Henry, Mr. Marchdale und Mr. Chillingworth dann, den Fluchtweg des Eindringlings nachzuvollziehen. Zu ihrer Überraschung sehen sie jenseits der Gartenmauer in einiger Entfernung einen Toten auf der Erde liegen – jedenfalls scheint es ein Toter zu sein, da er völlig bewegungslos ist. Aber kaum fallen die ersten Strahlen des Vollmonds auf den Leichnam, beginnt er sich zu regen und flieht.

Wenn etwas die zeitgenössischen Leser:innen davon überzeugen sollte, dass es hier um Vampirismus geht, dann dieses Motiv. Heute sind wir weitgehend an die Vorstellung gewöhnt, dass Vampire unsterblich sind, sofern sie nicht auf eine bestimmte Art und Weise getötet werden. Am bekanntesten ist natürlich der Pfahl durchs Herz, aber auch Köpfen oder Verbrennen werden häufig genannt. Während des ersten Vampir-Booms zur Zeit der Romantik (und Varney ist ein Spätprodukt dieses Booms) konnten Vampire aber durchaus sterben, und taten es häufig. Allerdings erwachten sie jedes Mal, wenn sie vom Mond beschienen wurden, wieder zum Leben. Dieses Motiv spielt sowohl in Polidoris Vampyre als auch in Uriah Derick D’Arcys Black Vampyre (beide 1819) eine prominente Rolle. 

Übrigens handelt es sich dabei (ebenso wie bei den Fangzähnen und dem Biss in den Hals) um ein literarisches Motiv, das in der Vampirfolklore meines Wissens keine Vorbilder hat. Variiert wurde es insofern, als manchmal (wie in Varney) ausschließlich dem Vollmond eine revitalisierende Wirkung zugeschrieben wird, manchmal aber auch der Mondschein einer beliebigen Nacht für ausreichend erklärt wird.

Am Ende von Kapitel V beschließen Henry, Mr. Marchdale und Mr. Chillingworth, in der Familiengruft der Bannerworths nachzuschauen, ob der der Leichnam des verdächtigen Vorfahren dort ruht, oder, sollte er fort sein, vielleicht als Vampir umgeht.

Mal schauen, wie es weitergeht.

Dienstag, 18. Mai 2021

Graf Dracula (beißt jetzt) in Oberbayern (1979)

Regie: Carl Schenkel · Drehbuch: Grünbach & Rosenthal · Musik: Gerhard Heinz · Kamera: Heinz Hölscher · Schnitt: Jutta Hering · Produktion: Barthonia Film.

Der Münchner Erotikfotograf Stani (Gianni Garko) kehrt in sein Heimatdorf zurück. Im alten Stammschloss seiner Familie will er eine Disco und ein Hotel eröffnen. Als Publikumsmagnet bringt er vier Fotomodelle aus München mit: Mausi (Bea Fiedler), Lilo (Linda Grondier), Laurie (Laurence Kaesermann) und Georgia (Georgina Steer), die fortan in Stanis Disco strippen.

Stanis Mutter, die Gräfin (Herta Worell), ist von den Geschäftsideen ihres Sohnemanns nicht sehr angetan. Sie befürchtet, seine Pläne für das Schloss könnten »die Toten wecken«. Und in der Tat: Tief unten in den Gewölben des Schlosses regen sich Stanis untote Urgroßeltern, Graf Stanislaus (ebenfalls Gianni Garko) und Gräfin Olivia (Betty Vergès), sobald die Disco-Beats an ihre Ohren dringen.

Stanislaus und Olivia hatten eigentlich versprochen, ihre Gruft nicht mehr zu verlassen. Im Gegenzug wurden sie von Schlossverwalter Boris (Ralf Wolter) mit geklauten Blutkonserven versorgt. Aber Boris wird bei seinem letzten Beutezug auf frischer Tat ertappt, und dem gräflichen Paar knurrt der Magen.

Graf Stanislaus stellt fest, dass die Disco-Mädels die ekstatischen Gefühle, die sein Biss auslöst, sehr zu schätzen wissen. Ungehemmt knabbert er sich durch die Partyszene, die durch Stanis Aktivitäten ins beschauliche Oberbayern gelockt wurde. (Gattin Olivia tut sich etwas schwerer damit, sich in den siebziger Jahren zurechtzufinden.)

In der nahegelegenen Dorfschule unterrichtet Ellen van Helsing (Ellen Umlauf), Tochter eines prominenten Vampirjägers. Stanis Disco ist ihr ein Dorn im Auge, denn sie befürchtet, dass sie die Moral der Jugend verdirbt. Aber nie hätte sie gedacht, dass sie noch einmal den alten Familienberuf werde ausüben müssen ...

Das Subgenre der westdeutschen Vampirklamotte mit Softsex-Anteil, das mit Beiß mich Liebling! (1970) und Gebissen wird nur nachts (1971) seinen Anfang nahm, war ganz für sich schon eine etwas merkwürdige Angelegenheit. Ende der siebziger Jahre meinte irgendwer offenbar, dem noch einen draufsetzen und es mit dem Lederhosen-Sexfilm kombinieren zu müssen. Und die (Doppel-)Hauptrolle mit Italowestern-Veteran Gianni Garko zu besetzen.

Das eigentlich Bizarre ist aber, dass Regisseur Schenkel zwischendurch immer mal wieder die Lust verließ, stets nur Intimbehaarung und Discokugeln ins Bild zu nehmen. Sein Film verirrt sich hier und da in Szenen, die an echten Horror erinnern – zum Beispiel eine, die als Hommage an Hitchcocks Duschszene gesehen werden muss. Angst vor der Inkongruenz kann man Schenkel nicht vorwerfen, obwohl sich nach wenigen Minuten unweigerlich alles wieder in Klamauk auflöst.

Am Ende wird es Olivia und Stanislaus zu viel, ständig als Touri-Attraktion herhalten zu müssen, und sie flüchten entnervt in die Urheimat Transsilvanien. Folgerichtig war dieser Ausflug nach Oberbayern das letzte Mal, dass sich ein Filmstudio an diese Stilblüte von einem Subgenre heranwagte.

Die VAMPYRS: Graf Stanislaus und Gräfin Olivia.

Freitag, 30. April 2021

Varney-Liveblog

Er ist fast 800 hastig geschriebene Seiten dick. Sein Stil ist so logorrhöisch, dass aus jedem noch so banalen Handgriff, den seine Figuren tun, ein mehrere Zeilen umfassendes Ereignis wird. Wer ihn geschrieben hat, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Er ist voller Anachronismen und kann sich oft nicht mal die Namen seiner Figuren merken. Aber er hat vielleicht mehr Konventionen des Vampirgenres etabliert als irgendein anderer Text vor Bram Stoker – Varney the Vampire; or, the Feast of Blood, der Inbegriff des Penny Dreadful.

Varney the Vampire erschien zwischen 1845 und 1847 in wöchentlichen Heften. Das war die übliche Publikationsweise für die Penny Dreadfuls der viktorianischen Ära. Es erklärt zugleich die Hast, in der sie geschrieben wurden (man brauchte jede Woche was Druckfertiges), und ihre Länge (so lange die Leute es kauften, konnte man immer noch ein Heft dranhängen). Im deutschsprachigen Raum entstanden damals die Kolportageromane auf ähnliche Weise.

Varney the Vampire wird wahlweise James Malcolm Rymer und Thomas Peckett (oder Preskett) Prest zugeschrieben – und manchmal auch beiden. Rymer und Prest arbeiteten für den Verleger Edward Lloyd, in dessen Schreibfabrik Romane im Akkord entstanden. Prests Spezialität waren Dickens-Plagiate, die unter dem Pseudonym »Bos« erschienen und Titel wie Oliver Twiss und David Copperful hatten. Rymer und Prest verfassten gemeinsam den Roman A String of Pearls, in dem der teuflische Barbier Sweeney Todd seinen ersten Auftritt hatte.

Vielleicht schrieben Rymer und Prest Varney the Vampire, vielleicht auch nicht. Möglicherweise waren auch noch weitere Angestellte des Hauses E. Lloyd beteiligt. Die Frage der Autorschaft ist bei einem Werk wie diesen letztlich unbedeutend. Es kommt allein darauf an, dass es sich um »a romance of exciting interest« handelt, wie das Cover verspricht!

Interessant ist Varney the Vampire tatsächlich. Das heißt nicht, dass es sich um einen vergessenen Klassiker handelt, der auf Wiederentdeckung wartet. Dieser Roman ist unfassbar weitschweifig und nicht selten unfreiwillig komisch. Das weiß man schon nach wenigen Seiten. Aber er hatte eben auch einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Genres, der bis heute spürbar ist.

Um einen Eindruck vom Stil des Romans zu vermitteln, hier die ersten Zeilen:
The solemn tones of an old cathedral clock have announced midnight—the air is thick and heavy—a strange, death like stillness pervades all nature. Like the ominous calm which precedes some more than usually terrific outbreak of the elements, they seem to have paused even in their ordinary fluctuations, to gather a terrific strength for the great effort. A faint peal of thunder now comes from far off. Like a signal gun for the battle of the winds to begin, it appeared to awaken them from their lethargy ...

Und so geht es weiter, Seite um Seite. Man beachte den willkürlichen Tempuswechsel und den großzügigen Gebrauch des Adjektivs terrific. Überhaupt, die Adjektive. Ein »outbreak of the elements«, der nur »terrific« ist, reicht offenbar nicht aus. Er muss mindestens »more than usually terrific« sein!

Penny-Dreadful-Autor:innen wurden nach Zeilen bezahlt. Viktorianische hack writers, die für Verleger wie Lloyd arbeiteten, waren deshalb Profis im Erfinden überflüssiger Details und im Ausschmücken von Sätzen, die an sich recht simple Vorgänge beschreiben. Der Effekt des Ganzen ist, ich kann es nicht besser beschreiben, dass Varney the Vampire sich langatmig und atemlos zugleich liest.

Da ich versuchen möchte, Varney the Vampire (zum für mich ersten Mal) komplett durchzulesen, will ich hier regelmäßig über meinen Lesefortschritt berichten. Dieser Plan steht natürlich einerseits unter dem Motto »I read it so you don’t have to«. Andererseits möchte ich aber auch niemanden davon abhalten, es mit diesem in mancher Hinsicht überwältigenden alten Schinken zu versuchen. Vielleicht sieht die eine oder der andere das hier ja sogar als Anregung?

Samstag, 17. April 2021

Dracula Reborn (2012)

Regie: Patrick McManus · Drehbuch: Patrick McManus · Musik: Greg Nicolett · Kamera: Cira Felina Bolla · Schnitt: Maui Toca · Produktion: Halcyon International Pictures.

Vladimir Sakarny (Stuart Rigby) – stinkreich und aalglatt – lässt sich von Immobilienmakler Jonathan Harker (Corey Landis) ein leerstehendes Gebäude vermitteln. Das befindet sich in einem Stadtteil von Los Angeles, der unter der Kontrolle einer Latino-Straßengang steht. Sakarny betont jedoch, das Gebäude sei genau das richtige für ihn. Als Jonathan zur Unterzeichnung des Kaufvertrags in Sakarnys luxuriösem Anwesen eintrifft, bemerkt er, dass ein Gemälde an der Wand seine Frau Lina (Victoria Summer) zu zeigen scheint. Jonathan unterdrückt jedoch seine Zweifel, denn der Abschluss des Geschäfts bedeutet finanzielle Sicherheit für ihn und Lina.

Kaum ist die Tinte trocken, wird Jonathan auf der Straße von einem gewissen Quincy Morris (Krash Miller) angesprochen. Der behauptet, Sakarny habe seine Freundin Lucy (Linda Beller) ermordet ...

Wie man sieht, hatte irgendjemand die Idee, die Handlung von Dracula in das Los Angeles der Gegenwart zu verlegen. Dabei gibt es allerdings ein Problem: Im Roman kauft Graf Dracula Häuser in und um London auf, weil er seine Wirkungsstätte von Transsylvanien in die »dichtbelebten Straßen« des damaligen Weltmittelpunkts verlegen will. Er geht schlicht und einfach da hin, wo er den besten Zugriff auf die von ihm benötigten human resources hat. Warum aber sollte Draculas alter ego in diesem Film, Sakarny, eine leerstehende Immobilie in Los Angeles kaufen, wo er doch ohnehin schon in Los Angeles ansässig ist? Das wird nirgends erklärt und bewirkt, dass die weitere Handlung keinen Sinn ergibt. Sakarny eine zur Verlegung des Plots in die Gegenwart passende Motivation zu unterstellen, wurde schlicht und einfach vergessen.

Nur unzureichend übertüncht wird dies durch die Aufnahme des aus den Verfilmungen von Dan Curtis und Francis Ford Coppola bekannten Motivs, dass Dracula/Sakarny der Reinkarnation seiner verstorbenen Frau, hier Lina (sic!) Harker, begegnet. Plausibler wird die Geschichte vom Immobilien-Deal im Gangsterviertel dadurch auch nicht.

Neben den bereits genannten Figuren treten auch Entsprechungen zu Renfield (Ian Pfister), Holmwood (Preston James Hillier), Seward (Dani Lennon), van Helsing (Keith Reay) und Hawkins (Christianna Carmine) auf. Die schauspielerischen Leistungen überzeugen allesamt nicht – was nicht zuletzt daran liegen mag, dass man die wackeren Mimen Dialogzeilen sprechen lässt, die geradezu erschütternd einfältig wirken. Hinzu kommt noch, dass die Darstellung der Latino-Gangster zum Fremdschämen klischeehaft ist.

Dracula Reborn ist ein Film aus der »So schlecht, dass es schon wieder schlecht ist«-Schule. Er verfügt über keinerlei Qualitäten, die dieses Urteil irgendwie abmildern könnten. Dass er im gleichen Jahr wie Dario Argentos Dracula 3D erschien, legt die Vermutung nahe, dass er als Mockbuster konzipiert wurde.

Der VAMPYR: Vladimir Sakarny.

Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.