Dienstag, 5. Mai 2020

Iceman (2014)

Deutscher Titel: Iceman ‒ Der Krieger aus dem Eis ‧ Regie: Law Wing-cheung ‧ Drehbuch: Lam Fung, Shum Sek-yin, Mark Wu ‧ Musik: Christof Unterberger, Wong Ying-wah ‧ Kamera: Edmond Fung, Kenny Tse ‧ Schnitt: Alan Cheng, Matthew Hui, David M. Richardson.

Iceman wurde im Westen als Captain-America-Rip-off wahrgenommen: Der Protagonist überlebt Jahrhunderte eingefroren im Eis, und als er aufwacht, hat er »Superkräfte«. Aber die Ähnlichkeit täuscht. Die vermeintlichen Superkräfte entpuppen sich als Schwertkampf-, Akupressur- und Qinggong-Fähigkeiten, wie sie für Wuxia-Held:innen ganz normal sind. Der genrehistorische Hintergrund ist auch ein ganz anderer: 1989 kam es in Hongkong zu einem schnelllebigen Trend von Filmen, in denen Krieger aus der Vergangenheit ins gegenwärtige China zeitreisen. Einer davon war Der Krieger des Kaisers. Ein anderer war The Iceman Cometh von Clarence Fok. Iceman ist ein Remake dieses letzeren Films.

Eine zu nahe Anlehnung an das Marvel Cinematic Universe ist (anders als bei League of Gods) nicht das Problem dieses Films. Das Problem ist, dass Iceman ein einziges Schlamassel darstellt.

Der Ming-Offizier He Ying (Donnie Yen) hat den Auftrag, eine Zeitmaschine von Indien nach China zu bringen. Sie ist ein Geschenk indischer Mönche an den Kaiser. An einem Gebirgspass stellen sich ihm Soldaten in den Weg, darunter He Yings Schwurbrüder Sao (Wang Baoqiang) und Niehu (Yu Kang). He Ying erfährt, dass er als Verräter verhaftet werden soll. Da er aber weiß, dass er verleumdet wurde, nimmt er den Kampf mit seinen Schwurbrüdern auf. Der Gefechtslärm löst eine Schneelawine aus und begräbt die drei Krieger unter sich.

Schnitt ins heutige Hongkong. Die drei Krieger haben tiefgefroren die Jahrhunderte überlebt. Ein Lastwagen, der sie heimlich außer Landes bringen soll, hat einen Unfall, und He Ying, Sao und Niehu erwachen aus ihrem eisigen Schlaf. He Ying verschlägt es zu der Sexarbeiterin Mei (Eva Huang) und ihrem gay best friend Slender (Mark Wu). May muss für die Kosten des Altersheims aufkommen, in dem ihre Mutter untergebracht ist. Da hilft es, dass He Ying die Taschen voller Gold hat.

Sao und Niehu schließen sich einer Straßengang an. Sie suchen fieberhaft nach He Ying, den sie immer noch für einen Verräter halten. Und dann ist da noch Cheung (Simon Yam), der stellvertretende Commissioner der Hongkonger Polizei, der aus ganz eigenen Motiven hinter den drei Eismännern her ist. Und wo ist eigentlich die Zeitmaschine geblieben?

Die Arbeit an Iceman litt an einem explodierenden Budget. Vorgesehen waren Produktionskosten in Höhe von 100 Millionen Hongkong-Dollar. Am Ende verschlang der Film die doppelte Summe. Die klimaktische Actionszene von Iceman spielt auf der Tsing-Ma-Brücke in Hongkong. Das Filmteam erhielt dort allerdings keine Dreherlaubnis. Statt auf einen anderen Drehort auszuweichen, entschloss man sich für einen gigantischen Studio-Nachbau der Brücke, der allein 50 Millionen Hongkong-Dollar verschlang.

Der Plot steckt so voller Löcher, dass man sich denken kann: Das Drehbuch wurde zig Mal umgeschrieben, um den stetig steigenden Kosten entgegen zu kommen. Auch die Kampfszenen, obwohl von Donnie Yen selber choreographiert, machen wenig Spaß. Sie leiden daran, dass 3D-Technik in denkbar einfallsloser Weise eingesetzt wird. Ich weiß halt auch nicht, wer permanent auf die Kamera zufliegende Gegenstände braucht.*

Schauspielerisch geben Donnie Yen und Eva Huang sich alle Mühe, den Film zu retten. Was soll ich sagen? Es ist vergebens.

Iceman und sein Sequel Iceman: The Time Traveler (lief 2018 an) wurden Rücken an Rücken gedreht. So kommt es, dass der erste Film zu allem Überdruss am Ende auch noch wie eine überlange Einleitung zur Handlung des zweiten Films wirkt.

* Wobei ich generell der Ansicht bin, dass 3D in Wuxia-Filmen nichts zu suchen hat.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.