Regie: Koan Hui · Drehbuch: Cherryyoko, Samson Sun · Musik: John Debney · Kamera: Arthur Wong.
Es ist das 11. Jahrhundert vor Christus. König Zhou von Shang (Tony Leung Ka-fai) bedroht ganz China mit Krieg. Er selbst ist von einem schwarzen Drachen besessen, während seine Lieblingskonkubine Daji (Fan Bingbing) eine unsterbliche Fuchsdämonin ist. Des Königs kriegerische Unternehmungen werden angeführt von General Shen Gong Bao (Louis Koo), der auf einem riesigen Panther reitet.
Ji Chang (Zu Feng), der Herzog von Zhou,* und sein Sohn Ji Fa (Andy On) stellen sich dem König, seiner Konkubine und seinem General entgegen. Ji Changs Ratgeber Jiang Ziya (Jet Li) schickt den jungen Leizhenzi (Jacky Heung) auf eine Queste. Er soll das Schwert des Lichts finden. Dieses Schwert vermag den Drachen, der von König Zhou Besitz ergriffen hat, zu besiegen, wenn es von einem Helden namens Goldener Drache geschwungen wird. Allerdings muss sich mit Hilfe des Schwertes erst noch herausstellen, wer Goldener Drache ist ...
Leizhenzi macht sich auf den Weg. Begleitet wird er von den beiden Göttern Nezha (Wen Zhang) und Erlang Shen (Huang Xiaoming). Leizhenzi selber ist ein Unsterblicher, letzter Überlebender eines geflügelten Himmelsvolks. Leizhenzis Leute waren einst von Shen Gong Bao, dem Kriegsherrn, angegriffen worden. Leizhenzi, noch ein Kind, konnte als einziger fliehen, musste aber mit ansehen, wie Shen Gong Bao seinem Vater die Flügel ausriss. Seitdem kann auch Leizhenzi nicht mehr fliegen. Aufgewachsen ist er am Hof Ji Changs, wo Prinz Ji Fa sein brüderlicher Freund wurde.
Um den Erfolg von Leizhenzis Queste zu verhindern, konstruiert Shen Gong Bao aus Holz ein lebensecht aussehendes künstliches Mädchen, Lan Die (Angelababy). Leizhenzi verliebt sich in Lan Die, die sich der Heldengruppe anschließt. Sie weiß nicht, dass Shen Gong Bao aus der Ferne Zugang zu ihren Gedächtnisinhalten hat.
League of Gods basiert auf dem Shenmo-Roman Die Investitur der Götter von Xu Zhonglin. Dieses Werk aus der Ming-Dynastie stand immer etwas im Schatten der Reise in den Westen, bietet aber tatsächlich einiges an Stoff für einen epischen Film, in dem Götter und Sterbliche sich die Bühne teilen. League of Gods ist denn auch eine bemerkenswert aufwändige Produktion, die mich allerdings zu keinem Augenblick wirklich packen konnte.
Hier und da wird deutlich, dass Kreativität in diesen Film geflossen ist. Die Kostüme von König Zhou und seiner dämonischen Gefährtin Daji zum Beispiel sind faszinierend anzuschauen. Leider überwiegt aber der Eindruck, dass Regisseur Hui und sein Team versucht haben, einen Hollywood-Blockbuster nachzuahmen.** Überdeutliches Vorbild von League of Gods ist das Marvel Cinematic Universe – bis hin zur Mid-Credits-Szene. Die Darstellung von Leizhenzi, Nezha und Erlang Shen etwa erinnert an ein typisches Superheld:innen-Team. Louis Koo als Kriegsherr, der lebende Maschinen bastelt und gegen die Helden losschickt, hat wiederum etwas von einem Superschurken.
Shen Gong Bao ist übrigens der eigentliche Antagonist des Films. Big Tony Leung als König Zhou steht eher im Hintergrund und hat wenig zu tun. Es mag sein, dass der König von Shang für das, was der Film anstrebt, eine zu ›chinesische‹ Figur ist. König Zhou ist im kulturellen Gedächtnis Chinas nämlich zum Archetyp des dekadenten, zu Grausamkeiten und protzigen Ausschweifungen neigenden Herrschers geworden. Ihm wird die Konstruktion eines »Weinsees und Fleischwaldes« zugeschrieben: Der König habe einen künstlichen See anlegen lassen, der mit Wein gefüllt wurde. Im See habe sich eine Insel mit künstlichen Bäumen befunden, an deren Zweigen Bratenstücke steckten. So konnte man mit Booten in dem See herumfahren und sich zugleich vollfressen und volllaufen lassen. Davon ist im Film leider nichts zu sehen.
Was die übrige Besetzung betrifft, können nur Fan Bingbing und Angelababy wirklich überzeugen. Jet Li, der hier den knotterigen alten Weisen mit Rauschebart gibt, ist noch ganz amüsant gegen den Strich gecastet. Sonst haben die Darstellungen mich eher kalt gelassen. Hauptdarsteller Jacky Heung hat eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem jungen Jet Li, aber leider ohne dessen Charisma.
Auch beim Creature Design bricht der Film gelegentlich aus dem Blockbuster-Korsett aus, etwa bei der Darstellung von Dajis Fuchsschwänzen, die am Ende eine gezähnte Öffnung haben, die an eine Vagina dentata erinnert. Das bleibt aber eher die Ausnahme. Die meiste Zeit wirkt League of Gods eher glattgebügelt und fad, als wolle man vermeiden, allzu irritierenden Genre-Elementen Raum zu geben.
Ich frage mich, was der Zweck eines solchen Films sein soll? Ein einheimisches Konkurrenzprodukt zum MCU erschaffen? Wie soll das funktionieren, wenn das Publikum außerhalb der Sinosphäre mit dem mythologischen Stoff überhaupt nicht vertraut ist? Seinem Ausgangsmaterial wird League of Gods so jedenfalls nicht gerecht.
* Es ist etwas verwirrend, dass sowohl der König von Shang als auch Ji Changs Herzogtum den Namen Zhou tragen. Das entspricht aber den historischen Gegebenheiten.
** Der Vorwurf, dieser oder jene chinesische Film passe sich zu sehr westlichen Sehgewohnheiten an, wird natürlich ständig erhoben. Hier finde ich ihn allerdings zutreffend.
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