Deutscher Titel: Die Schlacht der Warlords · Regie: Yang Shupeng · Drehbuch: Yang Shupeng · Musik: Hu Doudou · Kamera: Shu Chou · Schnitt: Lei Fang.
Der deutsche Filmtitel Die Schlacht der Warlords ist wirklich selten daneben.* Weder tauchen in diesem Film irgendwelche Warlords auf, noch werden epische Schlachten geschlagen. Es handelt sich im Gegenteil um einen durch und durch antiheroischen Film.
Die beiden Räuber Xue Shisan (Hu Jun) und Chen Liu (Jiang Wu) treffen in einem Dorf mit dem sprechenden Namen Bitterer Bambus ein. Als sie sich gerade daran machen, den Dorfbewohner Ma Qi (Sa Li) um seine Habseligkeiten zu erleichtern, taucht ein Trupp Soldaten auf. Als einer von ihnen versucht, Ma Qis Tochter Luo Niang (Wang Xiao) zu vergewaltigen, greifen die Räuber ein. Sie töten zwei der Soldaten und vertreiben die übrigen.
Allerdings haben sie nicht mit dem Dorfvorsteher (Lee Li-chun) gerechnet. Der ist ein unverbesserlicher Paragraphenreiter und Gernegroß, der behauptet, von einem Helden aus der Geschichte der Drei Reiche abzustammen. Er beharrt darauf, dass Shisan und Liu »nach den Tang-Gesetzen«** als Mörder der beiden Soldaten der Obrigkeit übergeben werden müssen und lässt sie von den Männern des Dorfes festsetzen. Kurz vor einem weiteren Angriff marodierender Soldaten können die beiden sich befreien, um das Dorf erneut zu verteidigen.
Liu möchte im Dorf bleiben, da er sich in Luo Niang verliebt hat. Damit ist Shisan wiederum gar nicht zufrieden, obwohl auch er ein Techtelmechtel hat, mit Ying Ge (Yu Xiao-lei), der schweigsamen Metzgerin des Dorfes. Aber sämtliche Unstimmigkeiten zwischen den beiden finden ein jähes Ende, als der Dorfvorsteher (der es immer noch nicht kapiert hat) heimlich das Dorf verlässt und eine größere Einheit Soldaten herbeiführt. Die kümmern sich nicht weiter um den Unterschied zwischen Dorfbevölkerung und Räubern, sondern beginnen unverzüglich, Häuser in Brand zu stecken und Menschen zu massakrieren.
Regisseur Yang Shupeng (der interessanterweise Feuerwehrmann war, bevor er sich der Filmkunst zuwandte) legt hier eine Art Anti-Wuxia-Film vor. Wäre es in einer klassischen Wuxia-Geschichte unabdinglich für die Ehre der Helden, das Dorf vor Unrecht zu schützen, werden Shisan und Liu eher versehentlich zu Verteidigern der Entrechteten, (und wissen im Grunde selbst nicht genau, was sie wollen). Anders als die Soldaten werden sie zwar nicht als grausam und gewaltgeil dargestellt, aber die meiste Zeit handeln sie doch ziemlich amoralisch.
Die Männer des Dorfes lassen sich willenlos von ihrem Vorsteher manipulieren. Mit Verstand sind einzig die Frauen ausgestattet – wobei ich sagen muss, dass ich die Darstellung von Gewalt gegen Frauen, mit der der Film aufwartet, ziemlich abstoßend und überflüssig finde.
Ästhetisch ist Regisseur Yang deutlich von einigen Klassikern des japanischen Samurai-Kinos beeinflusst (die Ähnlichkeit zu den Sieben Samurai liegt auf der Hand). Das zeigt sich auch an den Kampfszenen, die alles andere als elegant, sondern blutig und dreckig sind.
Ich bin zwiegespalten. Einerseits ein (von gewissen Redundanzen in der Handlung abgesehen) sehenswerter Film, dessen antiheroische Perspektive auf das Genre man nicht einfach ignorieren kann. Andererseits ist mir die Botschaft doch zu plakativ, mit zu wenig Selbstreflexion rübergebracht.
Auf Dauer ist dieser stets-nur-grimmige Blick auf die Welt und die Menschen (ganz wenige Szenen strahlen ein wenig Hoffnung aus) einfach nicht so meins. Falls Yang Shupeng hier etwas mit dem, was Akira Kurosawa mit Yojimbo und Die sieben Samurai geschaffen hat, vergleichbares im Sinn hatte, ist es ihm jedenfalls nicht gelungen. Aber das wäre wahrscheinlich ohnehin ein zu hoher Anspruch.
* Ich vermute, der Titel wurde in Anlehnung an Peter Chans Kriegsfilm The Warlords von 2007 gewählt.
** Der Film spielt in der Tang-Dynastie, die als Blütezeit der chinesischen Geschichte gilt. Der Film stellt sie bewusst als korrupt und niederträchtig dar.
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