Montag, 1. November 2010

Harry Mulisch 1927–2010

Seine Entdeckung des Himmels ist eine der bedeutendsten unter den Fantasies, die keine Fantasy sind.

Schon länger trage ich mich mit einer borgesken Idee: Eine Liste mit 100 Büchern des 20. Jahrhunderts aufstellen, die nicht als Genre-Literatur vermarktet und/oder rezipiert wurden. wurden, aber gattungsmäßig eigentlich Fantasy (oder auch SF oder irgendwie dazwischen) sind. 100 Bücher natürlich, die nicht zu straßenköterartig sind, sondern zumindest vor den argloseren Urteilen des gehobenen literarischen Geschmacks bestehen können. Und dann behaupten, dass die wirklich große  Literatur des 20. Jahrhunderts einfach Fantasy sein muss, die Hintertür öffnen und die lustvoll kläffende und Chaos stiftende Meute von Straßenkötern den Salon stürmen lassen.

Sollte hier jemals eine solche Liste entstehen, werde ich sie – in größtem Respekt und ohne die geringste Ahnung, ob ihm das gefallen hätte – Harry Mulisch widmen. Vorschläge können jederzeit hier gepostet oder an hermanstadt[ät]gmail.com geschickt werden. Auf Anhieb fallen mir Gabriel García Márquez' Hundert Jahre Einsamkeit, Toni Morrisons Menschenkind, Jorge Luis Borges’ Fiktionen und Umberto Ecos Das Foucaultsche Pendel ein.

5 Kommentare:

molosovsky hat gesagt…

Hey, kann ich mich als ›Partner In Crime‹ für diese Liste anbieten?

Rodolfo Mangosta Peferbaum hat gesagt…

Klar, warum nicht? Ich hatte gestern sogar schon angefangen, eine Liste zu erstellen, dann ist der Compu abgestürzt und der Entwurf war futsch. Ich versuch das mal zu rekonstruieren und schick es dir dann.

Ich hatte mir vorgestellt, dass möglichst auf Kinder- und Jugendbücher verzichtet werden sollte, und wenn man's hinkriegt auch auf Grenzfall-Autor_innen, die gerne angeführt werden, um den Ruf des/der Genres zu retten (Peake, Dick, Lem, Le Guin, Bradbury, Banks...). Eine strikte Beschränkung auf den sogenannten Mainstream also.

Gerd hat gesagt…

Die Frage ist natürlich auch, wo diese Sachen (nicht) als Genreliteratur vermarktet bzw. rezipiert wurden, da gibt es zwischen dem angloamerikanischen und unserem Sprachraum schon ein paar Unterschiede.

Generell finde ich das aber eine lustige Idee und werfe auf die Schnelle auch mal eben zwei, drei Namen in die Debatte: Ben Okri (The Famished Road bzw. Die hungrige Straße), Edward Whittemore (The Jerusalem Quartet - bin grad zu faul, die Enzeltitel aufzulisten - bzw. Das Jerusalem-Quartett (wobei ich mir jetzt nicht sicher bin, ob dieser Begriff auf/in den deutschen Ausgaben auftaucht - und nachsehen kann ich erst, wenn ich wieder mal in mein Archiv komme)) und Timothy Findley (Not Wanted on the Voyage / Die letzte Flut und Headhunter / Das dunkle Herz).

Wenn ich den Kommentar abgeschickt habe, fällt mir bestimmt noch was ein - aber dann schau ich halt gelegentlich mal wieder vorbei ...

Rodolfo Mangosta Peferbaum hat gesagt…

Hey Gerd, an Ben Okri hatte ich auch schon gedacht. Die anderen Autoren kannte ich dagegen noch gar nicht. Wenn du weitere Vorschläge hast, her damit!

Rodolfo Mangosta Peferbaum hat gesagt…

Schön blöd. Nachdem ich nun über die Monate hinweg Titel für die geplante Liste gesammelt habe, ist sie nun aufgrund einer Virus-Attacke im Orkus verschwunden...

Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.