The point is that science fiction is a dialogue, a process. All writing is, in a sense; a writer will read something – perhaps something quite famous, even a classic – and think “But what if it had been done this way instead . . . ?” And, standing on the shoulders of that particular giant, write something initially similar but developmentally different, so that the field evolves and further twists and turns are added to how stories are told as well as to the expectations and the knowledge of pre-existing literary patterns readers bring to those stories.Jeff VanderMeer wünscht sich dagegen, Iain Banks würde aufhören, neben seinen Space Operas realistische Romane zu schreiben: »I Wish Iain (M.) Banks Would Stop Dabbling in Mainstream Realism«
Ich wünsche mir ja eher, Banks würde aufhören, mir den Genuss seiner Culture-Romane durch ausgemachte Beklopptheiten zu versauen, wie zum Beispiel seine infame Ankündigung, nach dem Zwischenfall mit der Gaza-Flotille 2010 seine Bücher nicht mehr ins Hebräische übersetzen zu lassen.*
Zur Debatte fällt mir vor allem ein, dass Banks natürlich nicht unrecht hat. Das betrifft einerseits seine Ablehnung des Geniekults, und andererseits ist sein Spott über Mainstream-Autor_innen, die in SF-Gefilden dilettieren, kaum als unzutreffend zu betrachten. So weist in den Kommentaren zu Vandermeers Antwort auf Banks eine gewisse Sandra darauf hin, dass Philip Roth sich mit seinem Plot Against America wohl tatsächlich für den Erfinder des Alternativweltromans hält. Ohne Worte...
Bei mir bleibt jedoch ein Fragezeichen bei der Überlegung stehen, ob es angemessen ist, die im Ansatz berechtigte Attacke ausgerechnet gegen die Mainstream-Literatur zu richten. Können wir denn wirklich behaupten, dass es im SFF-Bereich grundlegend anders läuft? Zumindest in deutscher Sprache: Kürzlich erst habe ich eine Fantasy angelesen (Die Diamantschwert-Saga von Carsten Zehm), deren Protagonist allen Ernstes ein Halbling mit einem unsichtbarmachenden Ring ist. Einfach so. Als ob über Halblinge mit Ringen nicht schon vor über fünfzig Jahren... die eine oder andere Zeile veröffentlicht worden wäre. Ein unziemlich peripheres Beispiel, natürlich. Aber ich hätte schließlich ebensogut Christoph Marzi nennen können, der mit seinem Gaiman- und Miéville-Abklatsch Lycidas in Deutschland zumindest kurzfristig ein Vielfaches der Aufmerksamkeit erlangt haben dürfte, die seinen unfreiwilligen Ideenlieferanten Gaiman und Miéville selbst zukam. Und wenn man sich dann noch reinzieht, dass es mit Thilo Corzilius mittlerweile einen Autor gibt, der sich wiederum Marzi – warum Marzi, um alles in der Welt! – zum Vorbild genommen hat... Das Problem ist hier natürlich nicht, dass diese Autoren zu wenig Fantasy gelesen haben, sondern im Gegenteil, dass sie zuviel davon gelesen haben. Vom Ergebnis her betrachtet macht das die Sache allerdings nicht besser.
Will sagen: Wenn Fantasy & SF wirklich für sich beanspruchen könnten, stets (oder auch nur überwiegend) kreativ und originell im Umgang mit schriftstellerischen Vorbildern zu sein, könnte man vielleicht mit mehr Überzeugungskraft gegen Mainstream-Autor_innen sticheln, die das Rad zum zweiten Mal erfinden. Und bis es dahin gekommen ist, kann man die SFF-Gehversuche des Mainstreams getrost einzeln danach beurteilen, ob sie gelungen sind oder nicht. Herbert Rosendorfers Deutsche Suite und Briefe in die chinesische Vergangenheit etwa würde ich auch dann nicht missen wollen, wenn ihr Autor sich als vollkommen ignorant gegenüber Subgenres wie Alternativgeschichts- und Zeitreiseroman erweisen sollte.
* In der Ideenkloake des linken Israel-Bashings stellt dies immerhin ein Novum dar: Beschränkt sich der antizionistische Aktivismus in der Regel auf die alte judenfeindliche Parole, nicht beim Juden zu kaufen, dreht Banks die Sache um und will seine Bücher offensichtlich nicht mehr vom Juden kaufen lassen – und anscheinend auch nicht von allen anderen, die ihn gern auf Hebräisch lesen würden.