Freitag, 26. März 2021

L’ultima preda del vampiro (1960)

Deutscher Titel: Das Ungeheuer auf Schloß Bantry · Regie: Piero Regnoli · Drehbuch: Piero Regnoli · Musik: Aldo Piga · Kamera: Aldo Greci · Schnitt: Mariano Arditi · Produktion: Film Selezione.

Die Varieté-Tänzerinnen Vera (Lyla Rocco), Katja (Maria Giovannini), Ilona (Marisa Quattrini), Magda (Corinne Fontaine) und Erika (Erika Dicenta) tingeln mit dem Kleinbus durch Ungarn. Begleitet werden sie von ihrem windigen Manager Lukas (Alfredo Rizzo) und dem Pianisten Ferenc (Leonardo Botta). Ein Unwetter zwingt die Truppe, in einem abgelegenen Schloss Zuflucht zu suchen. Dort lebt Graf Gabor Kernassy (Walter Brandi) mit seiner Haushälterin Frau Balasz (Tilde Damiani) und dem hinkenden Knecht Zoltan (Antoine Nicos). Der Graf nimmt die durchnässten Fremden nur äußerst unwillig auf. Das Hauspersonal zeigt sich sogar noch abweisender.

Schon auf der Straße warnt ein zufällig daherkommender Bauer (Enrico Salvatore), dass niemand je zu diesem Schloss geht. Spätestens da müsste eigentlich jedem Kind klar sein, dass man es in dem Gemäuer mit spinnwebverhangenen Grüften, dunklen Familiengeheimnissen und spitzen Zähnen zu tun bekommen wird. Und so ist es auch: Graf Kernassy teilt sich das Anwesen mit einem untoten Vorfahren (ebenfalls Walter Brandi). Und während der Graf in seinem unterirdischen Labor nach einem Elixier forscht, das den Ahnen vom Fluch des Vampirismus befreien könnte, ist dieser an seiner Heilung gar nicht so sehr interessiert, dafür aber entzückt über die Anwesenheit von gut durchbluteten Gästen.

L’ultima preda del vampiro war bei seinem Erscheinen als ein Film voller skandalöser Nacktszenen verschrien. Nach heutigen Begriffen macht er sich aber auf geradezu drollige Weise harmlos aus. Tatsächlich trifft auf L’ultima preda eher das zu, was dem Horrorfilmgenre insgesamt gern vorgeworfen wird: dass in ihm die metaphysische oder soziale Ordnung (was ja letztlich dasselbe ist) nur deshalb verletzt wird, um sie am Ende wieder herstellen zu können. So schlägt Katja die Warnung des Grafen in den Wind, nachts auf keinen Fall im Schloss umherzustreifen. Und warum wagt sie sich doch in die dunklen Korridore und verfallenen Türme? Weil sie das Miauen einer Katze hört, dem sie sofort nachgehen muss. Natürlich fällt sie dem Vampir zum Opfer. Die Botschaft ist klar: Frau ist irrational und muss bestraft werden, wenn sie sich nicht an die Regeln hält.

Die Handlung hat Regisseur und Autor Piero Regnoli ziemlich dreist aus dem Film L’amante del vampiro von Renato Polselli geklaut. Angeblich teilen sich beide Filme mit dem Städtchen Artena (außerhalb von Rom) sogar den Drehort. Immerhin verlegte Regnoli die Handlung von Italien nach Ungarn und machte die Sache so etwas weniger offensichtlich. An die atmosphärische Dichte, die Polselli kreierte, kommt er zu keiner Zeit heran. 
 
Dafür vermag Regnoli es, flott und ohne jeden überflüssigen Schnickschnack zu erzählen. Und seine liebevoll handgemachten Spezialeffekte sind sehr sympathisch. Man muss L’ultima preda nicht gesehen haben. Aus den zuletzt genannten Gründen will ich ihn (der fragwürdigen Moral und der Abkupferei zum Trotz) aber auch nicht ganz schlecht machen.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.