Deutscher Titel: Dracula jagt Frankenstein · Regie: Tulio Demicheli · Drehbuch: Jacinto Molina · Musik: Franco Salina · Kamera: Godofredo Pacheco · Schnitt: Emilio Rodríguez · Produktion: Castilla Films.
»That’s our mission here: to study the manufacture of monsters who will destroy mankind.« — Dr. Odo Varnoff
Dr. Varnoff (Michael Rennie), ein Außerirdischer vom sterbenden Planeten Ummo, will sich die Erde unterwerfen. Er überlegt, was die Menschen am meisten fürchten, und kommt auf die Idee, dass die größte Furcht der Menschen Monster sind, die sie selbst geschaffen haben. Wie er darauf wohl gekommen ist? Durch das Anschauen alter Universal-Filme vielleicht? Mit seinen minions Maleva (Karin Dor) und Kerian (Angel del Pozo) richtet er in einem verlassenen Kloster ein Labor ein und geht auf Monstersuche.
Zuerst stößt er auf zwei Geschöpfe der Nacht, die bereits aus dem ersten Film der Reihe, La marca del hombre lobo, bekannt sind: Das Skelett des Vampirs Janos de Mialhoff (Manuel de Blas) wird in einem Gruselkabinett auf der Kirmes ausgestellt. Der hölzerne Pfahl, der den Blutsauger zur Strecke gebracht hat, steckt noch zwischen seinen Rippen. Die Aliens müssen den Pfahl nur herausziehen, und sofort beginnen sich um die nackten Knochen wieder Fleisch und Sehnen zu bilden. (Im ersten Teil wurde Mialhoff übrigens noch Mikhelov geschrieben. Ich vermute, hinter beidem verbirgt sich der Versuch, den russischen Namen Michailow wiederzugeben.)
Und dann ist da der Werwolf Waldemar Daninsky (Paul Naschy), um den sich die ganze Filmreihe ja dreht. Im ersten Teil erfuhren wir, dass Daninsky nur dann von seinem Fluch befreit wird, wenn eine ihn liebende Frau bereit ist, ihm eine Silberkugel ins Herz zu schießen. Folgerichtig endete Daninsky in La marca mit einer Silberkugel im Herz. Jetzt aber erläutert Dr. Varnoff, dass der Fluch endgültig nur loszuwerden sei, wenn eine liebende Frau dem Werwolf eine Silberkugel ins Herz schießt – und außerdem bereit ist, zusammen mit ihm in den Tod zu gehen. Sie muss sich quasi von dem Werwolf zerreißen lassen, während er in seinen letzten Zuckungen liegt. (Es ist natürlich ein altes, übles gothisches Motiv, dass Frauen sterben müssen, damit Männer ihre Erlösung finden können.) Letztere Bedingung war im ersten Film nicht gegeben, und so kann Dr. Varnoff die Kugel einfach operativ entfernen. Waldemar erwacht also wieder zum Leben.
Da beginnen die Dinge auch schon schiefzugehen. Vampir Janos wetzt sich die Fangzähne nach der schönen Maleva. Und Waldemar zerreißt seine Ketten und läuft im nahegelegenen Städtchen Amok. Aber Varnoff stöbert unbeirrt weiter Monster auf. In Ägypten lässt er die Mumie Tao-Tet (Gene Reyes) aus ihrem Grab auferstehen. Außerdem erweckt er (nach bewährtem Rezept mit Elektrizität) Farancksalans Monster (Ferdinando Murolo) zu neuem Leben – ja, richtig gelesen, aus unerfindlichen Gründen wurde Victor Frankenstein für diesen Film in »Ulrich von Farancksalan« umbenannt.
Dr. Varnoffs Monstermanufaktur bleibt natürlich nicht unentdeckt. Der Kriminalbeamte Inspektor Tobermann (Craig Hill) ist ihm auf der Spur. So lässt Dr. Varnoff den Inspektor und seine Freundin Ilsa Sternberg (Patty Shepard) kurzerhand kidnappen, um sie auf sadistische Weise zu Tode zu bringen ...
Wer meint, mit den buntesten Stilblüten des klassischen europäischen Trash-Kinos vertraut zu sein, wird merken, dass Monstruos del terror dem allen locker noch einen drauf setzt. Und wer glaubt, die aberwitzige Handlung sei entstanden, indem eilig ein paar Ideen zu Papier gebracht wurden, täuscht sich. Wie bei allen außer dem letzten Eintrag der Reihe schrieb Paul Naschy (unter seinem bürgerlichen Namen Jacinto Molina) das Drehbuch selbst. Für diesen Film wurde ihm sogar ein besonders üppiges Budget in Aussicht gestellt, weshalb Naschy in der Überzeugung schrieb, einen Film ganz nach seinen Vorstellungen realisieren zu können.
Daraus wurde natürlich nichts. Das versprochene Budget löste sich in nichts auf, und Los monstruos del terror wurde genau so hastig und schludrig produziert wie tausende andere Euro-Horrorstreifen auch. Naschy wollte als fünftes Monster einen Golem auftreten lassen und auch die UFOs der Aliens vom Ummo zeigen. Beides wurde aber aus Kostengründen gestrichen. Der eigentlich vorgesehene Regisseur, Hugo Fregonese, warf nach einiger Zeit das Handtuch und wurde durch Tulio Demicheli ersetzt. Die Meinungen gehen auseinander, ob zwischenzeitlich noch ein oder zwei weitere Regisseure daran beteiligt waren, den Brei zu verderben. Am Ende wurde der Film jedenfalls Demicheli zugeschrieben.*
So ist es nicht verwunderlich, dass Los monstruos del terror kaum einen vernünftigen Spannungsbogen hinbekommt. Ausführlich werden die Ermittlungen Inspektor Tobermanns gezeigt, obwohl das Publikum von der ersten Szene an über die Machenschaften der Aliens informiert ist. Über diesen Film zu schreiben macht definitiv mehr Spaß, als ihn sich anzusehen. Doch ich finde es einfach liebenswert, dass Naschy glaubte, mit Monstruos del terror seine Vorstellungen von einem guten Film verwirklichen zu können – und daraus die oben geschilderte Story wurde.
Ein Hinweis zum Schluss: Los monstruos del terror lief in Großbritannien und auf dem Videomarkt unter dem Titel Dracula vs. Frankenstein. Er ist nicht zu verwechseln mit Al Adamsons gleichnamiger US-Produktion aus dem Jahr 1971.
Der VAMPYR: Janos de Mialhoff.
* Fregonese und Demicheli kamen beide aus Argentinien, ebenso wie der wohl bekannteste Regisseur der Daninsky-Reihe, León Klimovsky. Das Filmstudium ist in der Republik am La Plata sehr beliebt, und in den sechziger Jahren strömten offenbar die Absolvent:innen nach Europa, um sich in der B-Movie-Industrie zu verdingen.