Dienstag, 10. Februar 2015

Portalquesten

»Quo vadis Phantastikportale?«, fragt sich Markus Mäurer von Translate or Die.* Gestern verkündete die Bibliotheka Phantastika – in meinen Augen das wichtigste deutschsprachige Portal für phantastische Literatur (sofern man von Seiten absieht, die auf SF fokussieren) –, dass sie derzeit auf Sparflamme läuft – und dass sich das auch so bald nicht ändern wird. Ähnlich sieht die Lage beim Fantasyguide aus. Heißt das, da zeichnet sich ein Trend ab?

Weiß ich nicht, muss ich sagen. Es gibt noch weitere Portale, vor allem fictionfantasy.de und, thematisch spezialisiert, Dystopische Literatur. Vielleicht geht es denen ähnlich wie BP und FG, vielleicht auch nicht. Mit Phantastikon ist gerade ein neues Portal aus der Taufe gehoben worden. Einen deutlichen Trend gibt es allerdings, wie auch das BP-Restteam feststellt: Bloggen. Schon länger existieren neben den großen Portalen Sites, deren Schwerpunkt ich als Newsblogs beschreiben würde: Darkstars Fantasy-News (seit 2008), Fantasyblogger (seit weiß-nicht-wann), Feenfeuer (seit 2009) und Phantastik-News (seit 2004), um nur einige zu nennen. Da bestand einige Jahre lang eine Art Arbeitsteilung. Die Portale brachten Rezensionen, Bibliographien und Autor_innenporträts oder stellten Diskussionsforen zur Verfügung. Die Newsblogs wiesen auf Neuerscheinungen hin und führten Interviews zu solchen.

Es war aber meines Erachtens nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändern würde. Denn alle möglichen Dinge, und nicht nur aktuelle, lassen sich bloggen: Rezensionen, klar, aber auch Meinungen, Rants, persönliche Vorlieben und Netzfunde, aber auch vertiefende Artikel und unfertige Ideen. All das, ohne sich thematisch einschränken zu müssen. Und Diskussionen lassen sich ebenfalls per Blog führen. Insofern wundert mich überhaupt nicht, dass gerade aus dem Umfeld der großen Phantastikportale heraus zahlreiche Blogs entstanden sind. Allein im Fall der Bibliotheka Phantastika ergibt das eine beachtliche Aufzählung: Ardeija, Epi(b)log, Madame Books, Moyas Buchgewimmel und Notizen aus Anderswo. Auch ich wäre wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, selber zu bloggen, wenn ich mich nicht einige Zeit in den Foren der Bibliotheka Phantastika bzw. von hdrf.de herumgetrieben hätte. Und jetzt plätschert das Hermanstädter Gewässer schon seit ganzen sechs Jahren vor sich hin (und wird hoffentlich noch lange Zeit Wellen schlagen)!

Andererseits halte ich so manches Portal alten Stils für eine unersetzliche Ressourcenquelle. Das BP-Team hat völlig recht, wenn es schreibt:
[D]ie BP – die ihren Namen nicht nur wegen des kultivierten Klanges trägt – [ist] tatsächlich eine Bibliothek. Im Real Life verschwinden Bücher inzwischen nach ein, zwei, drei Monaten aus der Wahrnehmung, bei uns ist Altes und Neues gleich viele Klicks entfernt. So eine Bibliothek kann Staub und Spinnweben ansetzen, und es ist vielleicht mal nicht viel los, aber man kann immer noch reingehen, den Staub runterpusten und Bücher entdecken.
Solche bewunderungswürdige Sammelarbeit lässt sich allein mit einem Blog einfach nicht stemmen.

* Keine Angst, das wird kein Sprachnörgelpost, wobei ich mir die Bemerkung nicht verkneifen kann, dass es in diesem Fall »Quo vaderis, Phantastikportale?« heißen müsste (hihi!).

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.