Dienstag, 14. Oktober 2014

Kettenkarussell

Armin Mueller-Stahl spielt in einigen meiner Lieblingsfilme mit. Unübertroffen ist sein Auftritt als ostdeutscher Clown und New Yorker Taxifahrer (in einer Person) in Jim Jarmuschs Night on Earth. Interessanter als die meisten Produktionen zum Thema sind auch Conversation with the Beast und Music Box, seine Filme, die sich mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen. Aber (und wer hätte es gedacht?) Mueller-Stahl ist auch ein begabter Schriftsteller. Wohlgemerkt kein Genie, die ja oft ohnehin eher anstrengend als angenehm sind, sondern eher ein ruhiger Handwerker, der Freude am Umgang mit Wörtern hat.

Auch in seinem Buch Kettenkarussell, das ich gerade zu Ende gelesen habe, geht es um den Nationalsozialismus: Der Zauberer Machuleit verspricht drei ehemaligen Klassenkameraden, allesamt Juden, sie mit Hilfe seiner Kunst vor den Augen der Nazis hinweg in die Schweiz zu entführen. Lesenswert, vor allem deshalb, weil Mueller-Stahl sich hütet, aus seiner Geschichte ein Stück deutschbefindliche Vergangenheitsbewältigungsliteratur zu machen. Zitat: »Man weicht der Welt nicht sicherer aus als durch Zauber, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch Zauber.«

Der Band enthält noch einige weitere Erzählungen, die in ein oder zwei Fällen ins Phantastische hinübergleiten. Im Mittelpunkt steht aber ganz klar die Titelnovelle.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.