Donnerstag, 18. September 2014

Pimp my Wright


Seltsame Orte gibt es, seltsame Gehirne.
– Thomas Mann
Oh, shit ...

In meinem Artikel über den sogenannten culture war schrieb ich zuversichtlich:
Es sind die Reaktionäre, denen die Felle davonschwimmen. [...] Je verbreiteter die Erkenntnis, dass man sich mit Stammtisch-Gepolter und sozialdarwinistischer Parolendrescherei die Karriere versauen kann, desto mehr werden sich zwar nicht die Einstellungen, aber der Ton und die Lautstärke mäßigen. Als warnendes Beispiel könnte John C. Wright dienen, der mal als vielversprechender Autor, sogar als Genie galt, es in der Folge aber geschafft hat, sich konsequent den Ruf eines Spinners mit pompöser Rhetorik und paranoider Weltanschauung zu erarbeiten – und höchstwahrscheinlich nie wieder aus der Nische herauskommen wird, in die er sich selbst begeben hat.
Allerdings kannte ich da John C. Wrights Masterplan noch nicht, den er vor zwei Tagen unter dem mannhaften Titel »Victory« proklamierte. Ich zitiere die maßgeblichen Stellen aus dem Fünf-Punkte-Programm:
A reader named VunderGuy asks how we Christians and our allies among all men of goodwill shall win the Culture Wars? [...]
I submit that victory shall be ours by using the same methods we used to overthrow the Roman Empire and replace paganism with Christianity.
First, we must pray. We must live differently from the pagans around us, according to standards of higher discipline, displaying more fidelity in marriage, eschewing divorce, assisting the poor and downtrodden, and living lives so holy that even the devils are amazed.
Second, by being willing to suffer public scorn, loss of prestige, position, and fortune for Christ.
Third, by being open, vocal, coordinated, and relentless in our efforts. Fourth, by staying on message and never giving an inch.
Fifth and last, by showing the imagination of man that no one can live in the craven airless cesspool of the mental environment of political correctness, but that men flourish and grow strong and brave, not to mention more sexually appealing, in the walled gardens of the Church and the battlefields of life.
Es scheint, als sei Wright nicht damit zufrieden, wie andere Angehörige der Neuen Rechten, Antonio Gramsci zu exzerpieren. Er geht gleich auf den großen Erzfeind, den Fürsten der Finsternis Karl Marx zurück, dessen 11. Feuerbachthese bekanntlich vermerkt, dass die Philosoph_innen die Welt nur verschieden  interpretirt haben, es aber darauf ankommt, sie zu  verändern. Wright, der sich als »practicing philosopher« bezeichnet, hat sich nun ermannt, mit Hilfe von Gebet und Sex-Appeal die Welt zu verändern. Auf den Schlachtfeldern des Lebens wird er den Allmächtigen mit solcher Inbrust um Testosteron anflehen, dass selbst die Teufel ins Staunen geraten. Alle Voraussetzungen für einen siegreichen Kampf sind gegeben, denn wie man sieht, ist Wright schon jetzt mit einem tadellosen Krawattenknoten, einem mondänen Alpha-Lächeln und reichlich Gesichtsbehaarung versehen:

Bildquelle: Wikipedia

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.