Sonntag, 25. August 2013

Hellboy – Die goldene Armee

Am Hermanstädter See ist gerade Monat der kurzen Rezensionen, wie mir soeben klar wurde. Der Grund dafür ist neben diesem Hörbuch Robert Greenbergers Roman zu Guillermo del Toros Film Hellboy II: The Golden Army, oder genauer gesagt: dessen deutsche Übersetzung. Solche novelizations sind ja in der Regel ziemlich uninspiriert und muten schlimmstenfalls wie Deutscharbeiten aus der achten Klasse an (»Lies dir den Text zweimal durch und schreibe eine zusammenfassende Nacherzählung!«). Das muss aber nicht so sein. Matthew Stovers Revenge of the Sith ist mein Paradebeispiel für eine auf eigenen Füßen stehende und spannend erzählte novelization.*

Leider ist es mir nicht möglich, herauszufinden, ob Greenbergers Hellboy-Roman ähnliche Qualitäten aufweist. Die Übersetzung verhindert es. Da wird ständig etwas »realisiert«, wenn einer Figur etwas klar wird, und wenn jemand Erinnerungen nachhängt, dann »gehen« seine Gedanken zurück zu früheren Ereignissen. In diesem Buch hat niemand die Vorstellung, dass etwas Schlimmes passieren könnte, sondern stets die »Idee«, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Und to listen to a discourse wird zu »einen Diskurs hören« – »sich einen Vortrag anhören« hätte es in meinen Augen auch getan, aber die Übersetzerin sieht das anscheinend anders. Den Leser_innen wird etwas zugemutet, was ich nur als Rohübersetzung bezeichnen kann. Heißt es von einer der Figuren »Bedeutungsschwer begann er zu lesen.«, dann fragt man sich nur einen Moment lang, wie das geht: bedeutungsschwer lesen, und beginnt dann zu kombinieren, dass das englische Verb to read an dieser Stelle als »vorlesen« übersetzt werden müsste. Nun sind Übersetzungen eigentlich dazu da, dass man nicht selber entscheiden muss, welche Bedeutung to read in diesem Fall hat. Solche Entscheidungen hat die Übersetzerin zu treffen, und einen Satz einfach wortwörtlich zu übertragen ist keine Entscheidung.

Dem Titelblatt zufolge wurde das Buch lektoriert. Dennoch finden sich gleich auf den ersten Seiten Sätze wie dieser: »Zu seinen eigenen Büchern über Dämonologie und dem Paranormalen [sic!] kamen Sammlungen aus Europa, Asien und dem Südpazifik [usw.].« Auch abenteuerlich: die Kommasetzung.

Meine Empfehlung: Nicht lesen. Dem Verlag, der so was fabriziert, den Vogel zeigen.

* Und sie ist nicht etwa nur deshalb gut, weil der Film so unfassbar schlecht ist. In diesem Fall muss man das ja leider ausdrücklich dazusagen.

Robert Greenbergers Hellboy – Die goldene Armee (306 Seiten) ist 2008 bei Cross Cult erschienen. 

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.