Dienstag, 29. Mai 2012

Oops! … He Did It Again

So sehr ich China Miéville schätze, bei seiner nicht-fachgerechten Verwendung des linguistischen Terminus Phonem (phoneme) durchzuckt es mich jedes Mal,* so auch wieder in Railsea:
[She] was not screaming or crying, she was not howling or complaining. She […] uttered a succession of phonemes like those that might creep in between proper words. As if she spoke discards & language debris.**
Unwillkürlich, natürlich – ich habe durchaus schon von der künstlerischen Freiheit gehört und kann mir vorstellen, dass die Wirkung dieser stilistischen Entscheidung nicht schlecht wäre, wenn ich nicht Linguist wäre. Da ich aber nicht aus meiner Haut kann, bleibt Folgendes klarzustellen:
Ein Phonem ist eine abstrakte Einheit, kein konkreter Laut. Und Phoneme sind bedeutungsunterscheidend, tragen also dazu bei, Bedeutung sprachlich zu vermitteln. Bedeutungslose Laute also als Phoneme zu beschreiben bedarf einer Menge poetic licence, beziehungsweise meinerseits sogar willing suspension of disbelief.
Da es sich hier aber um China Miéville handelt, bin ich durchaus bereit, so einen gelegentlichen Lapsus zu verzeihen. (Wie es mir aber mit Embassytown erging, ist freilich noch etwas komplizierter – und ich hoffe immer noch, irgendwann mal etwas dazu zu schreiben!)

* Ich bin mir sicher, dass Miéville phoneme schon (mindestens) einmal ebenso verwendet hat. Ich glaube, es war in The City & The City.
** China Miéville: Railsea. Macmillan, London 2012. Seite 341.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.