FAQ

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Was ist eigentlich Wuxia?


Kurz gesagt: Ein chinesisches Genre, das von umherziehenden Schwertkämpfer_innen und ihren Abenteuern handelt. Wuxia lässt sich in etwa übersetzen als »in der Kampfkunst bewanderte Held_innen«. Diese Held_innen beherrschen die chinesischen Kampfkünste auf eine geradezu übernatürlich anmutende Art und Weise.

Das Genre existiert in Form von Romanen, Filmen, Serien, Rollenspielen und Comics (Manhua).


Steht da eine bestimmte Ideologie dahinter?


Ja, sicher.


Und wichtige Wuxia-Autor_innen sind ...?


Bekannte Namen, die den modernen Wuxia-Roman prägten, sind etwa Wang Dulu (schrieb die Vorlage für Tiger and Dragon), Huanzhulouzhu, Jin Yong (international wohl der bekannteste Wuxia-Autor), Gu Long und Liang Yusheng. Dass ich hier ausnahmslos Männer genannt habe, liegt daran, dass das Schreiben von Wuxia im 20. Jahrhundert eine ziemliche Männerdomäne war – und das, obwohl es darin viele interessante weibliche und genderfluide Figuren gibt (mehr als in der westlichen Populärliteratur des vergangenen Jahrhunderts).


Wenn ich mich da einlesen möchte, wo sollte ich denn anfangen?


Leider bleiben die meisten Wuxia-Romane unübersetzt. Einzelne Werke sind in englischer, deutscher oder französischer Übersetzung erschienen. Die meisten englischen Übersetzungen gibt es von Romanen Jin Yongs (Autorenname von Louis Cha).

Daneben gibt es verschiedene Websites, die (oft von Fans angefertigte) Online-Übersetzungen ins Englische anbieten.


Woran liegt es denn dann, dass Wuxia im Westen überhaupt bekannt wurde?


Das hängt vor allem mit der Filmindustrie von Hongkong zusammen.


Wuxia-Filme sind im Westen weitaus verbreiteter als Wuxia-Romane. Wenn ich das Genre näher kennenlernen will möchte, bleibt mir also nichts anderes übrig, als vor allem Filme zu gucken?


Das nun auch wieder nicht. Wuxia ist tief in der klassischen chinesischen Literatur verwurzelt. Wer das Genre verstehen möchte, sollte sich unbedingt mit klassischen chinesischen Romanen wie Die Reise in den Westen, Die Geschichte der drei Reiche und Die Räuber vom Liang-Schan-Moor vertraut machen.


Und die wiederum sind in Deutschland bekannt?


Ja, das ist vor allem der (zutiefst umstrittenen) Pionierarbeit des Sinologen Franz Kuhn zu verdanken.


Deutschland und China, war da nicht mal was mit Kaiser Wilhelm?


Genau, das Deutsche Reich war Kolonialmacht in China.


Zurück zum Genre. Gibt es denn auch Wuxia-Literatur, die im Westen geschrieben wird?


Meiner Wahrnehmung nach ist es seit etwa zwei Jahrzehnten so, dass immer mal wieder Romane in englischer Sprache erscheinen, die (oft vermischt mit westlicher Fantasy) Einflüsse des Wuxia-Genres aufweisen. Oft, aber nicht immer, gehören die Autor_innen der chinesischen Diaspora im Westen an.


Es gibt ja die Meister-Li-Romane von Barry Hughart aus den achtziger Jahren. Sind das Wuxia-Romane?


Nein. Das ist westliche Fantasy, die sich chinesischer Mythologie bedient. Solche literarischen Chinoiserien gibt es schon länger, wie man z.B. an den Kai-Lung-Geschichten des englischen Autors Ernest Bramah sieht. Ein ähnliches Phänomen sind Herbert Rosendorfers Romane um den zeitreisenden Mandarin Kao-tai in Deutschland.

Solche Geschichten, Ausdruck westlicher China-Begeisterung, beziehen sich häufig auf die gleichen literarischen Quellen wie Wuxia, allerdings mit einer gänzlich anderen Perspektive.


Ist Wuxia denn so etwas wie das chinesische Äquivalent zur westlichen Fantasy?


Ja und nein. Es gibt Ähnlichkeiten ebenso wie Unterschiede. Chinesische Leser_innen sehen westliche Fantasy (die natürlich auch in China bekannt ist) als separates Genre an. Eine Gemeinsamkeit ist auf jeden Fall die Treue der Fans.


Ansonsten kenne ich noch die Geschichten um Richter Di, die Robert van Gulik aus dem Chinesischen übertragen bzw. fortgesetzt hat. Haben die etwas mit Wuxia zu tun?


Neben Wuxia gibt es in der chinesischen Populärliteratur noch weitere Genres. Richter Di gehört zum Beispiel in ein Genre namens Gong’an, das mit dem westlichen Krimi verwandt ist.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.