Samstag, 19. November 2016

Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu Phantásien wgah’nagl fhtagn

Gerade habe ich es wieder mal mit Michael Ende, und dabei ist mir eine skurrile Sache über den Weg gelaufen, von der ich noch nichts wusste: Zu Endes Hochzeiten machten evangelikale Christ_innen sich große Sorgen, Ende könnte mit dunklen Mächten im Bunde sein. Um der Sache auf den Grund zu gehen, führte der evangelikale Journalist Ulrich Skambraks 1986 ein Interview mit Ende und fand seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Ende bekannte, bei der Abfassung von Momo und Die unendliche Geschichte unter dem Einfluss einer Gottheit namens »Oliven-Dryas« gestanden zu haben. Was Ende damit gemeint haben könnte, ist mir nicht ganz klar: Vielleicht eine Dryade, die einen Olivenbaum bewohnt? Eine andere Frage ist, ob Ende das ernst meinte. Endes Biographin Birgit Dankert glaubt, er habe seinen evangelikalen Fragesteller verscheißern wollen. Das halte ich für nicht unwahrscheinlich, denn Ende war bekannt dafür, während Gesprächen und Interviews kräftig dem Alkohol zuzusprechen, und ließ sich von seinen Gesprächspartner_innen gern dazu anstacheln, allerhand Unsinn von sich zu geben (wobei man hinzufügen muss, dass es sich nicht selten um Unsinn handelte, an den Ende nichtsdestotrotz glaubte, oder gern glauben wollte).

Aber nicht nur Michael Ende, auch Otfried Preußler bereitete der evangelikalen Publizistik Kopfzerbrechen. 2008 gab Skambraks gemeinsam mit seinem Kollegen Lothar Gassmann einen Rundbrief heraus (PDF-Download). Der Anlass war ein Focus-Interview mit Preußler, in dem folgende Bemerkung fällt:
Ich bin ja fest davon überzeugt, dass es eine schwarze Magie gibt, mit der man Menschen schadet, und auf der anderen Seite die weiße Magie. Das ist ein uralter Begriff, der schon in der Kabbala auftaucht. Auch für die weiße Magie muss man ein Bündnis mit dem Teufel eingehen, anders geht es nun mal nicht. Aber man bewirkt Gutes, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Und ich glaube, ein bisschen Weißmagier bin ich schon. Das sage ich übrigens ohne Koketterie.
Nicht nur Ende, sondern auch Preußler also ein finsterer Nekromant. Skambraks und Gassmann konstatieren düster: »Nimmt man das ernst, was Preußler sagte, so ist er ein Bündnis mit dem Teufel eingegangen.« Welche Interview-Enthüllungen kommen als nächstes? J. K. Rowling hat für jeden Harry-Potter-Band einen Hauselfen rituell geopfert? C. S. Lewis war ein Pseudonym für Aleister Crowley?

Demnächst will ich übrigens mehr darüber schreiben, was es mit der Magie so auf sich hat.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.