Samstag, 24. November 2012

The Mermaid’s Madness

Jim C. Hines’ zweiter Prinzessinnenroman fällt gegenüber dem Vorgänger The Stepsister Scheme leider stark ab. Hines führt in The Mermaid’s Madness einen verzweifelten Kampf mit dem Spannungsbogen, der wieder und wieder zusammenbricht. In den Danksagungen erwähnt er, dass er den Roman fünfmal (!) überarbeiten musste und nur mit großen Schwierigkeiten die Deadline einhalten konnte. Scheint so, als habe Hines sich 2008, als er an The Mermaid’s Madness schrieb, in einer Schaffenskrise befunden. Es ist wenig verwunderlich, dass das Ergebnis wirkt wie auf Kante genäht.

Es ist einer jener Romane, in denen die Handlung sich so ziellos dahinwindet, dass man irgendwann aufhört, sich zu fragen, warum die Heldinnen von ihrem Ausgangsort zu einer Queste aufbrechen, an einem fernen Ort anlangen, nach diversen Verwicklungen an ihren Ausgangsort zurückkkehren, dort auf weitere Verwicklungen stoßen, nur um schließlich das zu tun, was man schon einige Dutzend Seiten vorher geahnt hat: Sie kehren zu dem bereits besuchten fernen Ort zurück, weil das Showdown gefälligst dort stattzufinden hat. Hätten sie darauf nicht früher kommen können? Welch ein Kontrast zur geradlinigen, flott hingerotzten Story des Vorgängers! Aber da konnte Hines seiner Idee, Märchenprinzessinnen als toughe Heldinnen im Geheimdienst ihrer Majestät auftreten zu lassen, ja noch einfach ihren Lauf lassen. Im zweiten Band hat das in dieser bei allem Charme doch recht simplen Manier nicht mehr funktioniert. Die naheliegende Lösung wäre gewesen, den drei Hauptfiguren mehr Tiefe zu verleihen, den Leser_innen stärker nahezubringen, wie der jeweilige Background der Heldinnen in die aktuelle Geschichte einfließt. Dafür hat es angesichts der massiven Plotting-Schwierigkeiten aber anscheinend nicht gereicht.

Würdigen muss ich dagegen, dass Hines sich stilistisch verbessert und zu einer Sprache gefunden hat, die sich deutlich flüssiger liest als die, der er sich in The Stepsister Scheme bedient hat.

Allem Enttäuschtsein zum Trotz werde ich Jim Hines wohl weiterhin die Stange halten und auch noch den dritten und vierten Band der Princess Series lesen. Hines ist ein so sympathischer Charakter, dass ich in seinem Falle ausnahmsweise einmal gewillt bin, die Intentio auctoris gelten zu lassen. Er meint es einfach gut mit diesen Büchern, und mit dem ersten Band der Reihe hat er zu zeigen vermocht, dass gute Absichten manchmal auch gute Ergebnisse zeitigen. Noch ist mir der Glaube nicht abhanden gekommen, dass es damit auch mehr als einmal klappen könnte.

The Mermaid’s Madness (339 Seiten) von Jim C. Hines ist 2009 bei DAW erschienen.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.