- Walter Benjamin, Gesammelte Schriften I, III & IV
- Ders., Der Autor als Produzent. Aufsätze zur Literatur
- Carlo Collodi, Pinocchios Abenteuer
- Alan Garner, Red Shift
- Susanne Gerdom, Elidar – Magierin der Drachen
- W.H. Hudson, Das Vogelmädchen
- Stanisław Lem, Vom Nutzen des Drachen. Erzählungen
- Doris Lessing, Das goldene Notizbuch
- Thomas Mann, Frage und Antwort. Interviews mit Thomas Mann 1909–1955
- Thomas & Heinrich Mann, Briefwechsel 1900–1949
- Toni Morrison, Teerbaby
- Bjarne Reuter, Das dunkle Zimmer
Donnerstag, 29. November 2012
Neuzugänge
Diesmal sind einige Sachen dabei, von denen ich schon lange eigene Exemplare haben wollte:
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SUB
Samstag, 24. November 2012
The Mermaid’s Madness
Jim C. Hines’ zweiter Prinzessinnenroman fällt gegenüber dem Vorgänger The Stepsister Scheme leider stark ab. Hines führt in The Mermaid’s Madness einen verzweifelten Kampf mit dem Spannungsbogen, der wieder und wieder zusammenbricht. In den Danksagungen erwähnt er, dass er den Roman fünfmal (!) überarbeiten musste und nur mit großen Schwierigkeiten die Deadline einhalten konnte. Scheint so, als habe Hines sich 2008, als er an The Mermaid’s Madness schrieb, in einer Schaffenskrise befunden. Es ist wenig verwunderlich, dass das Ergebnis wirkt wie auf Kante genäht.
Es ist einer jener Romane, in denen die Handlung sich so ziellos dahinwindet, dass man irgendwann aufhört, sich zu fragen, warum die Heldinnen von ihrem Ausgangsort zu einer Queste aufbrechen, an einem fernen Ort anlangen, nach diversen Verwicklungen an ihren Ausgangsort zurückkkehren, dort auf weitere Verwicklungen stoßen, nur um schließlich das zu tun, was man schon einige Dutzend Seiten vorher geahnt hat: Sie kehren zu dem bereits besuchten fernen Ort zurück, weil das Showdown gefälligst dort stattzufinden hat. Hätten sie darauf nicht früher kommen können? Welch ein Kontrast zur geradlinigen, flott hingerotzten Story des Vorgängers! Aber da konnte Hines seiner Idee, Märchenprinzessinnen als toughe Heldinnen im Geheimdienst ihrer Majestät auftreten zu lassen, ja noch einfach ihren Lauf lassen. Im zweiten Band hat das in dieser bei allem Charme doch recht simplen Manier nicht mehr funktioniert. Die naheliegende Lösung wäre gewesen, den drei Hauptfiguren mehr Tiefe zu verleihen, den Leser_innen stärker nahezubringen, wie der jeweilige Background der Heldinnen in die aktuelle Geschichte einfließt. Dafür hat es angesichts der massiven Plotting-Schwierigkeiten aber anscheinend nicht gereicht.
Würdigen muss ich dagegen, dass Hines sich stilistisch verbessert und zu einer Sprache gefunden hat, die sich deutlich flüssiger liest als die, der er sich in The Stepsister Scheme bedient hat.
Allem Enttäuschtsein zum Trotz werde ich Jim Hines wohl weiterhin die Stange halten und auch noch den dritten und vierten Band der Princess Series lesen. Hines ist ein so sympathischer Charakter, dass ich in seinem Falle ausnahmsweise einmal gewillt bin, die Intentio auctoris gelten zu lassen. Er meint es einfach gut mit diesen Büchern, und mit dem ersten Band der Reihe hat er zu zeigen vermocht, dass gute Absichten manchmal auch gute Ergebnisse zeitigen. Noch ist mir der Glaube nicht abhanden gekommen, dass es damit auch mehr als einmal klappen könnte.
The Mermaid’s Madness (339 Seiten) von Jim C. Hines ist 2009 bei DAW erschienen.
Es ist einer jener Romane, in denen die Handlung sich so ziellos dahinwindet, dass man irgendwann aufhört, sich zu fragen, warum die Heldinnen von ihrem Ausgangsort zu einer Queste aufbrechen, an einem fernen Ort anlangen, nach diversen Verwicklungen an ihren Ausgangsort zurückkkehren, dort auf weitere Verwicklungen stoßen, nur um schließlich das zu tun, was man schon einige Dutzend Seiten vorher geahnt hat: Sie kehren zu dem bereits besuchten fernen Ort zurück, weil das Showdown gefälligst dort stattzufinden hat. Hätten sie darauf nicht früher kommen können? Welch ein Kontrast zur geradlinigen, flott hingerotzten Story des Vorgängers! Aber da konnte Hines seiner Idee, Märchenprinzessinnen als toughe Heldinnen im Geheimdienst ihrer Majestät auftreten zu lassen, ja noch einfach ihren Lauf lassen. Im zweiten Band hat das in dieser bei allem Charme doch recht simplen Manier nicht mehr funktioniert. Die naheliegende Lösung wäre gewesen, den drei Hauptfiguren mehr Tiefe zu verleihen, den Leser_innen stärker nahezubringen, wie der jeweilige Background der Heldinnen in die aktuelle Geschichte einfließt. Dafür hat es angesichts der massiven Plotting-Schwierigkeiten aber anscheinend nicht gereicht.
Würdigen muss ich dagegen, dass Hines sich stilistisch verbessert und zu einer Sprache gefunden hat, die sich deutlich flüssiger liest als die, der er sich in The Stepsister Scheme bedient hat.
Allem Enttäuschtsein zum Trotz werde ich Jim Hines wohl weiterhin die Stange halten und auch noch den dritten und vierten Band der Princess Series lesen. Hines ist ein so sympathischer Charakter, dass ich in seinem Falle ausnahmsweise einmal gewillt bin, die Intentio auctoris gelten zu lassen. Er meint es einfach gut mit diesen Büchern, und mit dem ersten Band der Reihe hat er zu zeigen vermocht, dass gute Absichten manchmal auch gute Ergebnisse zeitigen. Noch ist mir der Glaube nicht abhanden gekommen, dass es damit auch mehr als einmal klappen könnte.
The Mermaid’s Madness (339 Seiten) von Jim C. Hines ist 2009 bei DAW erschienen.
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Rezensionen
Dienstag, 20. November 2012
Früher waren die Zombies irgendwie besser
George Lucas vertickt sein Filmimperium an Disney, und die Aufregung über diese Nachricht wird sich allem Anschein nach so schnell nicht legen. Ich persönlich kann weder die Hoffnungen der einen nachvollziehen, die jetzt auf eine Revitalisierung von Star Wars in einer Post-Lucas-Ära setzen, noch die Buhrufe der anderen, die ihr Lieblingsfranchise schon zur quietschigen Spielerei verkommen sehen. Dazwischen gibt es die, die mit den Achseln zucken und meinen, schlimmer als die Prequel-Trilogie könne es doch nicht werden. Das stimmt zwar, aber es heißt eben auch nicht, dass es besser wird.
Und dass es besser werden könnte, übersteigt zugegebenermaßen meine Vorstellungskraft. Nicht deshalb, weil man im Hause Disney keine guten, unterhaltsamen Filme machen könne. Ich glaube eher, dass mit dem Versagen der Prequel-Trilogie an ihrem eigenen Anspruch eine Gesetzmäßigkeit deutlich wurde, die von Hollywood gerade mit aller Kraft ignoriert wird: Eine Filmreihe nach jahrzehntelanger Unterbrechung wieder aufzuwärmen, als sei unterdessen nichts passiert, funktioniert einfach nicht. Dennoch wird immer wieder versucht, alten Franchises neues Leben einzuhauchen. Im Kino wimmelt es seit einigen Jahren von reanimierten Leichen: Rocky, Indy, Rambo und demnächst wohl auch der Schwarzenegger-Conan sollen den Geist vergangener Zeiten erneut heraufbeschwören – bezeichnenderweise handelt es sich meist um den Geist der 80er Jahre, den sich eigentlich niemand, der einigermaßen bei Trost ist, zurückwünschen kann.
Am besten funktioniert der Wiederbelebungsversuch noch in den Fällen, in denen der zeitliche Abstand zum letzten Film nicht so groß war, etwa bei Die Hard. Meist handelt es sich aber um Wiedergänger, auf deren Auferstehung aus dem Grab ich liebend gern verzichtet hätte. Lucas hat mit seiner Prequel-Trilogie die Formel, nach der so ziemlich alle genannten Beispiele funktionieren, vorgegeben: Uns fällt zwar nichts neues ein, aber die technischen Möglichkeiten sind heute halt besser. Man kann sich eine Kulisse wie Coruscant oder Massenschlachten zwischen Klontruppen und Separatisten am Computer basteln, was früher nicht möglich war. Und so ziemlich alles andere, was einen guten Film ausmachen würde, gerät anscheinend nicht mal in den Blick.
Will man ein filmisches Universum wirksam aktualisieren, kann man das nur mit den Mitteln der Ironie tun. Eine ironische Haltung bedeutet immer auch ein Eingeständnis des Scheiterns: So sehr man auch möchte, man kann nie vollständig mit seinem früheren Selbst identisch sein. Das gilt für Individuen wie für Kunstwerke. Klingt hart, aber an sich ist das ironische Scheitern überhaupt kein Grund zum Verzagen. Im Gegenteil, es ermöglicht höchst kreative Wege zur Selbstkritik und wurde deshalb in der Romantik zum Kunstprinzip erhoben. Es ist die Tragik vieler Hollywood-Fortsetzungen, dass sie diesem produktiven Scheitern an sich selbst immer wieder entgehen wollen, indem sie einfach immer nur das, was bereits im vorangegangen Werk erreicht wurde, mit Hilfe verbesserter Technik zu übertreffen versuchen. Man muss doch noch einmal das Gleiche erreichen können, wenn man sich nur anstrengt – dieser verbitterte, irgendwie auch kindische Ernst ruiniert alles und stellt letztlich ein viel weitergehendes Versagen dar, als das Eingeständnis des ironischen Scheiterns es je sein könnte.
Dabei machen ausgerechnet die Bond-Filme vor, wie es gehen könnte: Jede neue Inkarnation von Bond, diesem unerklärlich faszinierenden »relic of British imperialism« (Anthony Burgess), beruht auf der Einsicht, dass Bond nicht mehr ungebrochen so sein kann, wie er einmal war. Schon Roger Moore wusste, dass er nicht mit Connerys Bond identisch werden konnte. Er versuchte deshalb gar nicht erst, in der Rolle aufzugehen, sondern präsentierte sie (in seinen besseren Momenten jedenfalls) mit gelassener, ironischer Distanz, wie Jens Jessen vor einigen Wochen in einem ansonsten eher unfreiwillig komischen Artikel in der Zeit schrieb. In dieser Sache hat Jessen aber uneingeschränkt Recht: Der schlechteste Bond ist Pierce Brosnan, weil er lediglich versuchte, seine beiden Vorgänger sklavisch zu imitieren, statt sich in Einsicht des Unmöglichen an die Umdeutung seiner Rolle zu machen.
Wenn aber das ironische Scheitern an der Fortsetzung eines filmischen Werks die einzige Möglichkeit ist, seine Seele zu retten, ist Star Wars unwiederbringlich verloren. Denn wenn George Lucas mit der Prequel-Trilogie irgendetwas gezeigt hat, dann nur dieses, dass er ein völlig ironiebefreiter Mensch ist. Es ist an der Zeit, Star Wars in Frieden ruhen zu lassen.
Und dass es besser werden könnte, übersteigt zugegebenermaßen meine Vorstellungskraft. Nicht deshalb, weil man im Hause Disney keine guten, unterhaltsamen Filme machen könne. Ich glaube eher, dass mit dem Versagen der Prequel-Trilogie an ihrem eigenen Anspruch eine Gesetzmäßigkeit deutlich wurde, die von Hollywood gerade mit aller Kraft ignoriert wird: Eine Filmreihe nach jahrzehntelanger Unterbrechung wieder aufzuwärmen, als sei unterdessen nichts passiert, funktioniert einfach nicht. Dennoch wird immer wieder versucht, alten Franchises neues Leben einzuhauchen. Im Kino wimmelt es seit einigen Jahren von reanimierten Leichen: Rocky, Indy, Rambo und demnächst wohl auch der Schwarzenegger-Conan sollen den Geist vergangener Zeiten erneut heraufbeschwören – bezeichnenderweise handelt es sich meist um den Geist der 80er Jahre, den sich eigentlich niemand, der einigermaßen bei Trost ist, zurückwünschen kann.
Am besten funktioniert der Wiederbelebungsversuch noch in den Fällen, in denen der zeitliche Abstand zum letzten Film nicht so groß war, etwa bei Die Hard. Meist handelt es sich aber um Wiedergänger, auf deren Auferstehung aus dem Grab ich liebend gern verzichtet hätte. Lucas hat mit seiner Prequel-Trilogie die Formel, nach der so ziemlich alle genannten Beispiele funktionieren, vorgegeben: Uns fällt zwar nichts neues ein, aber die technischen Möglichkeiten sind heute halt besser. Man kann sich eine Kulisse wie Coruscant oder Massenschlachten zwischen Klontruppen und Separatisten am Computer basteln, was früher nicht möglich war. Und so ziemlich alles andere, was einen guten Film ausmachen würde, gerät anscheinend nicht mal in den Blick.
Will man ein filmisches Universum wirksam aktualisieren, kann man das nur mit den Mitteln der Ironie tun. Eine ironische Haltung bedeutet immer auch ein Eingeständnis des Scheiterns: So sehr man auch möchte, man kann nie vollständig mit seinem früheren Selbst identisch sein. Das gilt für Individuen wie für Kunstwerke. Klingt hart, aber an sich ist das ironische Scheitern überhaupt kein Grund zum Verzagen. Im Gegenteil, es ermöglicht höchst kreative Wege zur Selbstkritik und wurde deshalb in der Romantik zum Kunstprinzip erhoben. Es ist die Tragik vieler Hollywood-Fortsetzungen, dass sie diesem produktiven Scheitern an sich selbst immer wieder entgehen wollen, indem sie einfach immer nur das, was bereits im vorangegangen Werk erreicht wurde, mit Hilfe verbesserter Technik zu übertreffen versuchen. Man muss doch noch einmal das Gleiche erreichen können, wenn man sich nur anstrengt – dieser verbitterte, irgendwie auch kindische Ernst ruiniert alles und stellt letztlich ein viel weitergehendes Versagen dar, als das Eingeständnis des ironischen Scheiterns es je sein könnte.
Dabei machen ausgerechnet die Bond-Filme vor, wie es gehen könnte: Jede neue Inkarnation von Bond, diesem unerklärlich faszinierenden »relic of British imperialism« (Anthony Burgess), beruht auf der Einsicht, dass Bond nicht mehr ungebrochen so sein kann, wie er einmal war. Schon Roger Moore wusste, dass er nicht mit Connerys Bond identisch werden konnte. Er versuchte deshalb gar nicht erst, in der Rolle aufzugehen, sondern präsentierte sie (in seinen besseren Momenten jedenfalls) mit gelassener, ironischer Distanz, wie Jens Jessen vor einigen Wochen in einem ansonsten eher unfreiwillig komischen Artikel in der Zeit schrieb. In dieser Sache hat Jessen aber uneingeschränkt Recht: Der schlechteste Bond ist Pierce Brosnan, weil er lediglich versuchte, seine beiden Vorgänger sklavisch zu imitieren, statt sich in Einsicht des Unmöglichen an die Umdeutung seiner Rolle zu machen.
Wenn aber das ironische Scheitern an der Fortsetzung eines filmischen Werks die einzige Möglichkeit ist, seine Seele zu retten, ist Star Wars unwiederbringlich verloren. Denn wenn George Lucas mit der Prequel-Trilogie irgendetwas gezeigt hat, dann nur dieses, dass er ein völlig ironiebefreiter Mensch ist. Es ist an der Zeit, Star Wars in Frieden ruhen zu lassen.
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Bewegte Bilder,
Star Wars
Donnerstag, 1. November 2012
Neuzugänge
- C.J. Cherryh, Tore ins Chaos. Der Morgaine-Zyklus
- John Crowley, Maschinensommer. Drei phantastische Romane (Omnibus-Ausgabe von In der Tiefe, Geschöpfe und Maschinensommer)
- Stephen R. Donaldson, Die zweite Chronik von Thomas Covenant dem Zweifler (antiquarisch, die alte dreibändige Ausgabe, nicht der neue Ziegelstein)
- Alexander Moritz Frey, Solneman der Unsichtbare
- Michael Görden (Hg.), Phantastische Literatur 83
- William Horwood, Der Stein von Duncton
- Shirley Jackson, Spuk in Hill House
- Edgar Pangborn, Ein glorreicher Haufen
- Augusto Roa Bastos, Ich, der Allmächtige
- Michael Springer, Leonardos Dilemma
- Klaus Wagenbach u.a. (Hgg.), Vaterland, Muttersprache. Deutsche Schriftsteller und ihr Staat seit 1945
- Gene Wolfe, Unternehmen Ares
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Foto-Disclaimer
Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.